Ex-Convento dei Crociferi

Überblick

Das ehemalige Kloster - Ex-Convento dei Crociferi - befindet sich am Campo dei Gesuiti. Neben der Kirche Santa Maria Assunta (Maria Himmelfahrt) und dem ehemaligen Oratorium und Hospital ist es das dritte Gebäude, dass vom Orden der Crociferi (Kreuzträger) hier an dieser Stelle errichtet worden ist. Bei der Größe des Gebäudekomplexes kommt der Gedanke auf, mit welchen Kosten die damalige Errichtung dieser Gebäude zu rechnen war und wie wurde das alles bezahlt, denn die Crociferi waren kein Bettelorden. In früheren Jahren bin ich oft an diesem Gebäudekomplex vorbergelaufen und habe mich dabei eigentlich nur für die Marienkirche mit ihrer gewaltigen Barockfassade interessiert- die anderen Gebäude waren für mich aufgrund ihrer äußeren Erscheinung damals uninteressant.

Ich kann mich erinnern, dass die Fenster des Crociferi-Konvents damals sogar zugemauert waren. Erst ab 2017 enstand hier am Campo dei Gesuiti eine rege Bautätigkeit- das Kloster wurde restauriert und renoviert. Aus den ehemaligen Klosterzellen entstanden moderne Doppelzimmer mit allem Komfort. Zwei der drei Innenhöfe mit wunderschönen Arkadengängen wurden für die zukünftigen Gäste nutzbar gemacht. Die Klosterarkaden (Kreuzgänge), die direkt an die Kirche Santa Maria Assunta anschlossen, mauerte man zu. Hier im Anschluß an die Kirche standen die sogenannten „Corretti“, Gitter, von denen aus die Gäste des Klosters seinerzeit direkt in die Kirche blickten.

Die Nachfolger der Crociferi waren die Jesuiten, deren Orden ab 1657 hier residierte. Nach den Jesuiten existierte hier ein Schulbetrieb, später wurde aus dem Kloster eine Kaserne, die bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts Bestand hatte. Heute residieren in den alten Klosterzellen (255 Zimmer) Gäste aus aller Welt, die sich im Hostel Combo wohlfühlen. Dieses Hostel hat weitere Niederlassungen in Mailand, Bologna und Turin. Im Inneren des Hostels Combo finden sie ein Restaurant, Lounge und Bar. Ihr Frühstück können Sie u.a. in einem der beiden Innenhöfe des ehemaligen Klosters einnehmen oder am Abend bei einem Drink in der Bar Bacaro entspannen. Auch Gäste von außen sind willkommen.

Das Allerbeste: Durch die Nutzung des Klosters nun als Hotel/Hostel kann das Gebäude dauerhaft erhalten werden!

Geschichte

Einigen Quellen zufolge wurde die Kirche einst mit dem Titel Santa Maria Assunta dei Crociferi von einem gewissen Pietro Gussoni, oder, nach Angaben des Dogen Andrea Dandolo, von Cleto Gussoni im Jahr 1148 gegründet auf einem Grundstück mit Land, umgeben von Wasser und Sümpfen. Im Jahr 1154 stiftete Cleto dort ein Krankenhaus zur Pflege armer Kranker, sowohl Männer als auch Frauen.

Ein anderer Gussoni namens Buonavere, Verwandter und Erbe des Vorgängers, stattete ihn schließlich mit Weinbergen und anderen Besitztümern in den Bezirken Chioggia und Pellestrina aus. Im Jahr 1214 wurde das Hospital durch einen Brand zerstört, aber schnell wieder aufgebaut. [1]

Nachdem man das gesamte Vermögen der Crociferi konfiszierte, wurde dieser gesamte Komplex einschließlich Kirche, Krankenhaus, Kloster und Oratorium Kardinal Pietro Barbo (dem späteren Papst Paul II. - 1417 - 1471) und danach Kardinal Bessarione zugewiesen. Nach dessen Tod versuchte der Senat von Venedig kurzerhand zunächst hier Franziskanerinnen anzusiedeln, dann die Regularkanoniker von Santo Spirito (1481) und schließlich die Dienerinnen Mariens (1498). Im Jahr 1514 wurde die Kirche durch einen weiteren Brand zerstört und wieder aufgebaut. Im Jahr 1568 wurde es mit der Ordensreform von Pius IV. (1499 - 1565) an die Crociferi zurückgegeben. [1]

Im Kloster der Crociferi legte ein weiteres Mitglied der Familie Gussoni, Marco, sein Gelübde ab, nachdem der damals gesegnete und heutige Heilige Luigi Gonzaga ein Wunder vollbrachte. Es heißt, dass Marco im Jahr 1601, überraschend von einer sehr schweren Krankheit, auf die Anrufung des Heiligen sofort geheilt wurde. Er starb jedoch am 1. August 1631 in Ferrara an der Pest, als er Hilfe für die Pestopfer leistete, und wurde als „Mann von höchster Frömmigkeit“ bezeichnet.

Ein Porträt von ihm mit dem Titel „Marco Gussoni segnet die Pestopfer im Lazzaretto von Ferrara“ aus dem Jahr 1664 befindet sich in den Sammlungen des Museums Ca' Rezzonico. [1]

Der heilige Ignatius von Loyola besuchte 1523 zum ersten Mal die Stadt Venedig, um sich als Pilger nach Jerusalem einzuschiffen. Er kehrte 1535 mit einer Gruppe von Freunden, die sich bereits Gesellschaft Jesu nannten, dorthin zurück und wurde hier zum Priester geweiht. Zwei Jahre reichten aus, um in der Lagune „gut zu säen“ und eine große Anhängerschaft erworben zu haben. Er reiste 1537 nach Rom.

Aufgrund der Meinungsverschiedenheiten zwischen Papst Paul V. (1552 - 1621) und der Serenissima kam es im Jahr 1606 zum sogenannten Interdetto (Verbot, religiöse Riten in Venedig durchzuführen), was zur Ausweisung der Jesuiten führte, die, im Gegensatz zu anderen Orden, erst im Jahr 1657 wieder aufgenommen wurden. [1]

In diesen Jahren befand sich Venedig in einem erschöpfenden Krieg gegen die Türken, und Papst Alexander VII. (1599 - 1667) beschloss, dem Staat das Vermögen der Crociferi zu schenken, eines Ordens, der seinerzeit zur Unterstützung der Kreuzfahrer gegründet und nun von ihm aufgelöst wurde. Venedig verkaufte daraufhin den gesamten ihr überlassenen riesigen Komplex, bestehend aus Kirche, Krankenhaus, Oratorium und Kloster, für fünfzigtausend Dukaten an die Jesuiten. [1]

Doch für die Jesuiten war die alte Crociferi-Kirche nicht groß genug. Deshalb rissen sie die Kirche 1715 teilweise ab (mit Ausnahme der Rückseite der Fassade und des Glockenturms) und bauten ihre Kirche dank der Finanzierung durch die aus dem Friaul stammende Familie Manin, die seit 1651 eine in Venedig ansäßige Patrizierfamilie war. Die neue Kirche wurde im Jahr 1728 geweiht. Nach der Auflösung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurde das Kloster als Schule und nach dem Jahr 1807 als Kaserne genutzt, was eine Gedenktafel an der äußeren Fassade des Klosters dokumentiert, während die Kirche bis 1844 der Pfarrgemeinde von Santi Apostoli unterstellt wurde und dann letztendlich an den wieder zugelassenen Jesuitenorden zurückgegeben wurde. [1]

Informationen:

Adresse:

Hostel Combo

Campo dei Gesuiti
Cannaregio, 4878

30121 Venedig

Italien

Telefon: +39 041 5286103

E-Mail: hello.venezia@thisiscombo.com

Internet: https://thisiscombo.com/en

Gedenktafel

An der Außenseite des Gebäudes des ehemaligen Klosters dei Crociferi weist eine Gedenktafel auf die Nutzung u.a. als Kaserne für die italienischen Streitkräfte im Ersten Weltkrieg hin.

Auf der Tafel ist zu lesen:

QUESTA CASERMA OSPITO CON LA LEGIONE CACCIATORI DELLE ALPI PIETRO CALVI DALL'EROICA GESTA DEL CADORE VENUTO ALLA DIFESA DI VENEZIA SOLDATO MAGNANIMO D'ITALIA AVVIATO ALL'ESTREMO SACRIFICIO DI MANTOVA.

Übersetzt:

IN DIESER KASERNE WAR DIE LEGION DER ALPENJÄGER PIETRO CALVI STATIONIERT, DEREN HELDENTATEN AUS DEM CADORE WIR KENNEN, DIE ZUR VERTEIDIGUNG VENEDIGS DIENTEN.

Beschreibung von Venedig, Theil 1

Johann Christoph Maier berichtet in seinem Buch „Beschreibung von Venedig, Theil 1, Drittes Buch, Sestier von Canareggio“, Seite 328/329:

„Seitwärts ist die Errichtung des Ordens der Kreuzträger vorgestellt. In dem Profeshause der Jesuiten* wird noch jetzt die Jugend in der Grammatik unterrichtet. Es ist ein prächtiges und geräumiges Gebäude. Hier befindet sich die einzige Sternwarte dieser Stadt, wie auch einige Naturalien, Münzen und Büchersammlungen. Dem Profeshause gegenüber sthet ein kleines Hospital....“ [2]

*...er meint das Kloster!

Weitere Kirchen in Venedig:

• Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
• Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
• Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
• Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
• Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
• Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
• Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
• Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
• Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
• Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
• Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
• Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
• Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
• Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
• Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
• Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
• Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
• Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
• Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
• Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
• Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
• Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
• Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
• Chiesa Christo Re (Castello)
• Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
• Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
• Kirchen auf der Insel Pellestrina

Quellennachweis:

1.: Die Informationen zur Geschichte der Kirche Santa Maria Assunta (Chiesa dei Gesuiti), dem Oratorio dei Crociferi und zum dazugehörenden Kloster der Crociferi, dem Ex-Convento dei Crociferi, einem insgesamt riesigen Gebäudekomplex, basieren auf dem Artikel Chiesa dei Gesuiti (Venezia) (Stand vom 23.01.2024) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

2.: Die Beschreibung der Kirche Santa Maria Assunta, des Oratoriums und des Klosters in Venedig im Sestiere Cannaregio basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern Erster Theil - erschienen im Verlag Christian Gottlieb Hertel, Frankfurt und Leipzig, 1787, jetzt im Besitz der Bayrischen Staatsbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 08. April 2017.

Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Portal zum ehemaligen Kloster der Crociferi und später dann der Jesuiten in Venedig; Brunnen (Pozzo) im Innenhof des ehemaligen Klosters der Crociferi; Gedenktafel am Gebäude der Crociferi in Venedig; (3 Fotos) - Autor: Abxbay" unterliegen den Bedingungen der Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0) Deed Lizenz.

Fotos des Ex-Convento dei Crociferi