Ex-Convento S.S. Cosma e Damiano
Überblick
Das ehemalige Kloster Santi Cosma e Damiano auf der Insel Giudecca ist ein riesiger Komplex, den die Stadt Venedig in der Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts vom Staat übernommen hatte und für ihre Zwecke nutzt. Mit einer radikalen Sanierung und Renovierung des Klosters, der Kirche und der Wohn- und Arbeitsgebäude des ehemaligen Konvents steigerte sie die Attraktivität der Anlage und es gelang der Stadt, langfristig Mieter für dieses Objekt zu gewinnen. Der gesamte Umbauprozess dauerte 5 Jahre. In den Gemäuern des alten Klosters sind 24 Sozialwohnungen entstanden, 12 Werkstätten, 4 große Räume bis zu 400 qm mit Büroflächen und den dazugehörigen Dienstleistungen. Auch die Gärten des Klosters (ca. 4000 qm), der Kreuzgang und der Innenhof können von den Mietern gemeinsam genutzt werden.
Ex-Convento dei S.S. Cosma e Damiano
Die an dem schönen und ruhigen Campiello San Cosmo liegende Ex Chiesa S.S. Cosma e Damiano gehörte einst zu einem an dieser Stelle existierenden Kloster, das im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde. Heute noch zu sehen ist der Kreuzgang in den Gebäuden links neben der Kirche in einem wunderschönen Innenhof, der allerdings nicht mehr zugänglich ist. Das Kloster und die Ex-Kirche dienen heute unterschiedlichen Zwecken. Zum einen hat die Stadt Venedig in den Gebäuden des ehemaligen Konvents Wohnungen eingerichtet. Zum anderen befindet sich in der Kirche eine moderne Kunstgalerie. Zu diesem Zweck wurde nach der Profanierung der Innenraum der Kirche vollständig umgestaltet.
Kreuzgang
Sehr schön gestaltet ist der ehemalige Kapitelsaal des Klosters- der Sala del Camino (ein Saal mit einem Kamin im Stil der Renaissance). Dieser Raum wird zu Präsentationszwecken der Kunstgalerien auf der Insel Giudecca als auch zu Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt. Touristen sind - was ein Schild am Eingang der Ex-Kirche recht deutlich macht - hier nicht erwünscht. In der ehemaligen Klosterkirche finden zu unterschiedlichen Terminen Kunstausstellungen statt. Hinter den ehemaligen Klostergebäuden befindet sich ein großer Garten, der von den Bewohnern hier rege genutzt wird. Besichtigt werden kann das Gebäudeensemle des alten Klosters und der Kirche leider nur von außen, es ist aber möglich, durch eine Pforte einen Blick in den Innenhof des Konvents zu werfen.
Johann Christoph Maier [1] notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern - Band 3" von 1791:
"St. Cosmo, Nonnen-Kloster. Der eigentliche Zeitpunkt der Gründung dieses Orts ist unbekannt. Alles, was man davon weiß, ist, daß 1532 die Nonnen hierher versetzt wurden, welche zuvor die Insel, St. Secondo, bewohnten. Das ganze Gebäude ward 1583 in eine bequemere und schönere Form gebracht. Die Kirche hat sechs marmorne Altäre. Ein Gemälde von Tintoretto mit der Madonna und verschiedenen Heiligen hat sich sehr gut erhalten. In der Hauptkapelle mahlte Paul Farinato von Verona die vier Evangelisten in einer sehr gelehrten Manier. Es sind dieses seine schönsten Werke [...]"
Bei den Nonnen könnte es sich um Benediktinerinnen handeln, die zu diesem Zeitpunkt auf Erlass von Papst Clemens VII. (1478 - 1534) die Insel San Secondo verlassen mussten.
Kunstwerke
Johann Christoph Maier berichtet über weitere Kunstwerke in der Kirche Santi Cosma e Damiano:
Ein Gemälde am Hochaltar, mit der Gottesmutter, dem heiligen Sebastian, dem heiligen Benedikt und dem heiligen Franziskus, von Palma il Giovane, sodann das Werk "Das Verlöbnis der hl. Catharina" von Varottari. Weiterhin sind ihm die „vorzüglichsten Werke“ von Sebastiano Ricci aufgefallen: ein Gemälde in der Hauptkapelle "König Salomon im Tempel" - "Moses läßt Wasser aus einem Felsen in der Wüste hervortreten (1726)" und der "Triumph der Bundeslade"- um nur einige zu nennen. Auch Giambattista Pittoni ist vertreten mit der "wunderthätigen Speisung" und nicht zuletzt auch Giambattista Tiepolo mit einer "Schlangenzüchtigung" unter dem Chor.
Gemälde Venus und Amor, Öl auf Leinwand von Sebastiano Ricci, um 1700 (1659 – 1734) - eingebunden über Wikimedia Commons
Sebastiano Ricci (1659 - 1734)
Der Maler Sebastiano Ricci wurde wahrscheinlich im Juli des Jahres 1659 in Belluno (Norditalien - Provinz Venetien) geboren, da er dem dortigen Taufregister zufolge in der Pfarrkirche am 1. August 1659 getauft wurde. Ricci war ein italienischer Maler des Barock. Der Künstler gilt als einer der wichtigsten venezianischen Maler seiner Zeit. Gleichzeitig war er der Lehrmeister seines Neffen Marco Ricci, mit dem er ab etwa 1710 zusammenarbeitete und dem er oft die Szenerie oder die Landschaften auf seinen Gemälden überließ, da der offenbar in diesem Genre der Bessere war, während er sich selbst auf die Porträts konzentrierte. Onkel und Sohn arbeiteten eine zeitlang in London.
Nach ihrer Rückkehr in Venedig 1716 wurden sie vom britischen Kaufmann und Konsul Joseph Schmidt gefördert, der auch der Mäzen des Malers Canaletto wurde. Die Arbeiten Riccis führten ihn u.a. bis nach London, Turin, Parma und Wien. In der Metropole der Habsburger entstand in der Wiener Karlskirche ein Altarbildnis und im Schloss Schönbrunn malte er das Deckenfresko in der Blauen Stiege, dem ehemaligen Jagdschloss von Kaiser Joseph I. Auch in der Basilika San Giorgio Maggiore ist Ricci vertreten mit dem Gemälde "Madonna auf den Thron mit Jesuskind und Heiligen". Sebastiano Ricci verstarb am 15. Mai 1734 in Venedig.
...heutige Nutzung
Der Kreuzgang des ehemaligen Klosters SS. Cosma e Damiano auf der Insel Giudecca wird zum Teil von den Bevilacqua La Masa-Studios genutzt. Als integraler Bestandteil der eigentlichen kulturellen Neuentdeckung der Isola della Giudecca, nämlich des Kreuzgangs von SS. Cosma e Damiano, einem Kloster im Stil der Renaissance, wurden 5 Ateliers jungen Künstlern zur Verfügung gestellt. Das Kloster erreichen Sie über die Piazzale Roma in Richtung Tronchetto mit dem Boot der Linie 2 oder der Linien 41/42 in Richtung Giudecca. Steigen Sie an der Haltestelle Palanca aus, biegen Sie nach rechts ab über die Fondamenta del Ponte Piccolo und wenden sich nach etwa 40 Metern nach links in die Calle del Pistor, die Sie direkt zum Kloster führt.
Eine Streckenübersicht der Linien des ACTV von Venedig, die die Vaporetti betreiben, finden Sie hier....!
Tipp: Food and Art
Eine Besonderheit auf der Insel Giudecca in Venedig ist das Restaurant beziehungsweise die Kantine/Mensa Food and Art. Diese Institution befindet sich in einem alten Bootshaus mit kleinem Garten, in dem Tische und Stühle sowie der Innenbereich des Hauses auf Gäste warten. Alles hier ist sehr rustikal, aber gemütlich. Die Speisen und Geträke - gute Qualität - müssen innen bestellt und abgeholt werden. Es gibt keine Speisekarten, man sieht in den Auslagen, was vorhanden ist und kann unter dem reichhaltigen Angebot auswählen. Das Personal hinter der Theke ist nett und zuvorkommend und man wird flott bedient. Die Speisen und Getränke sind zudem preiswert, was sich auch bei den Studentinnen und Studenten herumgesprochen hat, die hier zahlreich vertreten sind. Zu erreichen ist Food and Art über die Vaporetto-Haltestelle Palanca, dann nach rechts wenden, nach 25 Metern links in die Calle Accademia dei Nobili einbiegen und fast am Ende dieser Gasse nach links in die Fondamenta Verlomoni.
Adresse:
Food and Art
Mensa interaziendale di Modica Salvatore
Giudecca 554
30124 Venedig/Italien
Fondamenta Verlomoni
Telefon: +39041241141
E-Mail: smodica05@gmail.com
Internet: foodandartdrinkshipyard
Rundgang Giudecca
Hier stelle ich Ihnen einen Rundgang auf der Insel Giudecca vor, den ich selbst so durchgeführt habe und der mit den Besichtigungszeiten der Kirchen im Einklang steht. Da die Kirchen in der Mittagszeit geschlossen sind, kann dieser Rundgang entweder frühmorgens oder am Nachmittag begonnen werden. Wir beginnen im westlichen Teil der Insel - Vaporetto-Anlegestelle "Sacca Fisola" - und gehen direkt gerade aus an einigen Wohnhäusern vorbei zum Campo della Chiesa, wo die neue Kirche San Gerardo Sagredo zu finden ist. Hinter dieser Kirche befindet sich auch das (überdachte) Schwimmbad der Insel (außer Betrieb - Stand 2012). Weiter geht es vom Campo über die Calle Manlio Dazzi zur Brücke (Ponte Lavraneri), die über einen recht großen Kanal....
Weitere Informationen zum Rundgang auf der Insel Giudecca in der Lagune von Venedig finden Sie hier....!
Quellennachweis:
Der Bericht über das ehemalge Kloster S.S. Cosma e Damiano in Venedig auf der Insel Giudecca basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern Band 3 - Seiten 9/10/11" - erschienen im Verlag Christian Gottlieb Hertel, Frankfurt und Leipzig, 1791, jetzt im Besitz der Bayrischen Staatsbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 02. Februar 2013.