Chiesa di San Lorenzo
Überblick
Die Chiesa di San Lorenzo befindet sich am gleichnamigen Campo im Sestiere Castello in Venedig. Es handelt sich um eine vor vielen Jahren aufgelassenen Kirche, die im Inneren fast vollständig entkernt wurde. Die ehemalige katholische Kirche gehörte zu einem Kloster, das von Nonnen des Ordens der Benediktinerinnen bewohnt wurde. Kloster und Kirche sind nicht weit entfernt von der Kirche San Giovanni e Paolo. Die Chiesa San Lorenzo gehört zu den ältesten Kirchen Venedigs und ist von außen (leider habe ich sie noch nicht von innen besichtigen können) immer noch sehr imposant.
Geschichte
Die Geschichte der Kirche San Lorenzo beginnt im 9. Jahrhundert in Venedig, als ein Mitglied der Patrizierfamilie Partecipazio auf den Gedanken kommt, den Bau einer Kirche zu stiften. Hierbei soll es sich um den damaligen Bischof Orso Partecipazio handeln, der gemeinsam mit seiner Schwester Romana um 853 diesen Vorsatz in die Tat umsetzte. Orso I. Partecipazio soll nach der Tradition der 14. Doge von Venedig gewesen sein. Er regierte von 864 bis zu seinem Tod im Jahr 881. Schon ein Jahr später wurde hier an diesem Platz eine Kirche gegründet, die in die Hände der Benediktiner gegeben wurde.
Diese Kirche wurde während des großen Stadtbrandes im Jahre 1105 zerstört, bald danach aber wieder aufgebaut. Zwei Jahre später, 1107, errichtete man auf der linken Seite der Kirche die Kapelle San Sebastiano. Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert wurden die Gebäude 1592 - 1602 von Simeone Sorella restauriert und umgestaltet. Dieses Erscheinungsbild hat sich bis in unsere Tage erhalten. Wie aus seinem Testament hervorgeht, wollte der Weltreisende Marco Polo (1254 - 1324) in dieser Kirche, in der zuvor schon sein Vater Niccoló Polo seine letzte Ruhestätte gefunden hatte, beigesetzt werden. In den Jahren 1908 und 1923 wurden zwei Kampagnen durchgeführt, um die Gräber der Familie Polo aufzufinden.
Aber diese Suche führte zu keinem Ergebnis, weil wahrscheinlich die Gräber bei der Restaurierung im 16. Jahrhundert zerstört worden sind. Andere sind der Auffassung, dass die Bestattung oder die Umbettung in der Kapelle des heiligen Sebastian stattgefunden haben muss, also direkt neben der Kirche, zu Füßen des dortigen Altares. Wie auch immer, die Gebeine von Vater und Sohn Polo sind nicht mehr aufzufinden. Das Kloster San Lorenzo war eines der reichsten in der Stadt Venedig, es besaß viele Grundstücke mit Häusern in der Stadt und Ackerflächen auf dem Festland. Ausschließlich Angehörige aus den vornehmen Patrizierfamilien Venedigs konnten im Kloster aufgenommen werden und man kann sich vorstellen, dass manche junge Dame dem Ruf ins Kloster nur äußerst ungern folgte.
Dies hatte zur Folge, dass der Lebenswandel einiger Nonnen nicht immer tugendhaft erschien. Bereits in Dokumenten aus dem 14. Jahrhundert sind strenge Strafen angekündigt, denen sich die Nonnen und ihre jeweiligen Liebhaber aussetzten. Weitere und ähnliche Vorfälle sind in den Tagebüchern Sanudos berichtet worden. Auch der Besuch eines gewißen Felipe Pinches im Jahre 1664 in Venedig in Begleitung des Großherzogs der Toskana, Cosimo III. (wahrscheinlich ist Cosimo III. de’ Medici gemeint, 1642 - 1723, aus der Familie der Medici), berichtete über luxuriöse Kleider und gewagte Dekolletés der Nonnen von San Lorenzo. Zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts machte die Geschichte der Nonne Maria Da Riva Schlagzeilen, die mit dem französischen Botschafter durchbrannte, um ihn in Ferrara zu heiraten. Sie wurde aber gefangen genommen und später von Papst Benedikt XIV. begnadigt.
Das Kloster San Lorenzo war kein reines Nonnenkloster- sogar einige Mönche lebten dort. Dieser Ort war auch ein Zentrum der Kultur- Musikwerke wurden hier aufgeführt. Einige Komponisten fanden hier ihre letzte Ruhestätte: Gioseffo Zarlino, Matteo d'Asola und Francesco Cavalli, der sein ganzes Vermögen dem Kloster San Lorenzo überlassen hatte. Das Fest des Schutzpatrons der Kirche wurde jährlich unter der Teilnahme des Dogen am 10. August gefeiert. Die Säkularisation machte auch vor diesem Kloster nicht halt, 1810 wurde das Kloster aufgelöst und Teile der Gebäude fielen der industriellen Nutzung anheim. Später wurde aus dem Klostergebäude ein Altenheim, eine Funktion, die es auch heute noch inne hat mit dem Namen "Centro Servizi Residenzia San Lorenzo". Die Kirche wurde jedoch noch bis 1867 vom Orden der Dominikaner unerhalten. Danach mussten auch sie weichen- viele Teile der Gebäude wurden nun fremdgenutzt oder einfach sich selbst überlassen.
Wie bereits erwähnt, hat der Gebäudekomplex des Klosters und der Kirche mehrfache Umbauarbeiten und Renovierungen erfahren. Im Jahre 1140 wurde das Kloster San Lorenzo errichtet und im 13. Jahrhundert wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut. Die letzte Renovierung erfolgte im Jahr 1602 auf Initiative der Äbtissin Paola Priuli. Das Kircheninnere besaß nur ein Kirchenschiff, dass in der Mitte durch drei große Bögen in zwei Hälften unterteilt wurde. Bemerkenswert war der Hochaltar, ein Werk von Girolamo Campagna, aus mehrfarbigem Marmor und Statuen, die in Marmor und Bronze ausgeführt waren. Girolamo Campagna (geboren 1549 in Verona; † 1625 in Venedig) war ein Bildhauer aus Norditalien. Er war Sohn eines Kürschners und ging 1572 nach Venedig. Campagna war ein Schüler Sansovinos und war mit dem Dichter Pietro Aretino, Torquato Tasso, dem Maler Tizian und Vasari freundschaftlich verbunden.
Hinter dem Altar teilte ein großes Gitter die Nonnen von den zur Feier der heiligen Messe herbeigeeilten Gläubigen. Berichten zur Folge wurde die Fassade nie fertiggestellt, aber ein Teil der Marmorverkleidung scheint schon montiert gewesen zu sein, denn das sieht man an den vielen Löchern, in denen die Verankerung für die Befestigung der Verkleidung ihren Platz hatte. Ab der 1980er Jahre hat der Komplex eine radikale Umstrukturierung erfahren. Die Kirche wird nun als Teil der Architekturbiennale Venedigs genutzt, und zwar vom mittelamerikanischen Staat Mexiko. Der Campo San Lorenzo ist ein stiller Ort- nur wenige Touristen verirren sich hierher.
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di San Lorenzo basieren auf dem Artikel "Chiesa di San Lorenzo (Venezia)" (Stand vom 23.03.2011) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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