Chiesa San Lazzaro dei Mendicanti
Übersicht
Die Chiesa di San Lazzaro dei Mendicanti (St. Lazarus der Bettler) an der Fondamenta dei Mendicanti ist eine Kirche im Sestiere Castello in der Stadt Venedig. Die Kirche befindet sich unmittelbar am Randbereich des Ospedale Civile- eines der größten und ältesten Krankenhäuser (Spital) der Stadt Venedig. Der Name der Kirche stammt ab vom heiligen Lazarus, einer Gestalt aus dem Lukasevangelium (Lk 16,20–31 EU). Lazarus ist Schutzpatron der Metzger, der Totengräber, Bettler, Aussätzigen und der Leprosenhäuser. Der im Mittelalter weit verbreitete Lazarus-Orden (Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem) ist vermutlich auf die Figur des armen Lazarus zurückzuführen.
Geschichte
Aus der hospitalischen Tätigkeit des Lazarus-Ordens leitet sich auch der Begriff des Lazaretts ab. Der Kirchenbau wurde im Jahre 1601 begonnen und 1631 fertiggestellt und liegt direkt am gleichnamigen Rio dei Medicanti. Zur besseren Orientierung sei gesagt, dass sich direkt "um die Ecke" die Basilika S.S. Giovanni e Paolo befindet am gleichnamigen Campo. Bereits im Jahre 1224 gab es ein Krankenhaus, dass sich der Pflege und Hilfe der Aussätzigen im Sestiere Dorsoduro widmete und den gleichen Namen trug - St. Lazarus - im Pfarrbezirk von San Trovaso. Bereits im Jahre 1262 wurde das Krankenhaus auf eine Insel in der Lagune von Venedig verlegt- der Insel San Lazzaro degli Armeni.
Kirchenbau
Der Kirchenbau mit der gewaltigen Fassade wurde ähnlich wie der Bau der Kirche Le Zitelle auf der Insel Guidecca konzipiert. Das Gebäude besteht aus drei Teilen- der Kirche und zwei Seitenflügeln - die von der Fondamenta dei Mendicanti nicht einsehbar bzw. erkennbar sind. Geplant wurde die Kirche von dem Architekten Vincenzo Scamozzi, einem ehemaligen Schüler von Andrea Palladio (1508 - 1580). Scamozzi wurde 1548 in Vicenza geboren und er verstarb 1616 in Venedig. Die Fertigstellung seiner Kirche hat er also nicht mehr miterlebt, da die Bauarbeiten erst im Jahre 1631 abgeschlossen werden konnten.
Scamozzi war ein italienischer Architekt und Architekturtheoretiker der späten Renaissance und des Manierismus, dessen Werke Zeit seines Lebens immer im Schatten seines Lehrers Palladio blieben. Von Vincenzo Scamozzi stammt übrigens auch der Entwurf zum Bau der Residenz am Residenzplatz in Salzburg. Die Fassade der Kirche San Lazzaro dei Mendicanti wurde erst mehr als vierzig Jahre später errichtet und ist ein Werk des Architekten Guiseppe Sardi aus dem Jahr 1673 (Fertigstellung). Auf jeweils vier hohen Sockeln stehen vier korinthische Säulen, die ein mächtiges klassisches Giebelfries tragen, auf dem drei Statuen thronen.
Kunstwerke
Im rechten Kirchenschiff befindet sich das Werk (Christus am Kreuz) des Künstlers Paolo Veronese aus dem sechzehnten Jahrhundert, weiterhin ein Bild der Jungfrau Maria und dem Apostel Johannes am zweiten Altar und ein Bild der heiligen Ursula von Jacopo Tintoretto auch aus dem sechzehnten Jahrhundert. Die Kirche San Lazzaro dei Mendicanti ist heute ein Teil des Krankenhauses Ospedale Civile in Venedig. Früher war sie ein Anziehungspunkt für Musikliebhaber, weil hier sehr viele Konzerte dargeboten wurden. U. a. wurde hier ein Oratorium des aus Franken (Bayern) stammenden Komponisten Simon Mayr (1763 - 1845) uraufgeführt (1793), dessen Libretto von Giuseppe Foppa stammte. Die Komposition heißt Sisara und die Geschichte wurde dem Alten Testament entnommen. Mayr galt damals als bekannter Komponist von Opern, Kantaten, Oratorien, Messen und anderen kirchenmusikalischen Werken.
Denkmal Alvise Mocenigo
Die Kirche beherbergt heute u.a. ein Denkmal, das dem Helden Alvise Mocenigo - Admiral der Republik Venedig - gewidmet ist, der u.a. an der Verteidigung von Candia (Kreta) gegen die Türken beteiligt war. Schon drei Jahre früher fand vom 10. - 13. Juli 1651 die Seeschlacht bei der Insel Paros (Ägäis - Griechenland) statt. Dabei trafen 58 Schiffe der Venezianer unter dem Kommando des Admirals Alvise Mocenigo auf einen Verband aus etwa 100 Schiffen der türkischen Flotte, wobei die Türken in einem Verfolgungsgefecht rund 15 Schiffe verloren. Danach versuchten die Venezianer, den Nachschub für die türkischen Streitkräfte in Candia durch eine Blockade der Dardanellen zu unterbinden. Im ersten Gefecht vor den Dardanellen im Mai 1654 schaffte es ein türkischer Flottenverband von etwa 76 Schiffen, die Meerenge der Dardanellen gegen 26 venezianische Blockadeschiffe freizukämpfen.
In dieser Schlacht wurde das Schiff des Admirals von Venedig - Alvise Mocenigo - so schwer getroffen, dass es wenig später mit der gesamten Besatzung unterging. Der Admiral und seine Untergebenen verloren hierbei ihr Leben.
Goethe zu Besuch in dieser Kirche 1786
Johann Wolfgang Goethe während seines Aufenthalts in Venedig am Abend des 8. Oktober 1786:
(...)"Nach Tische studirt ich wieder im Palladio, der mich sehr glücklich macht und ging alsdann mit dem Plan der Stadt in der Hand die Kirche der Mendicanti aufzusuchen die ich auch glücklich fand.
Die Frauenzimmer führten ein Oratorium hinter dem Gitter auf, die Kirche war wie gewöhnlich voll Zuhörer. Die Musick sehr schön und herrliche Stimmen. Ein Alt sang den König Saul, ich habe mir diese Stimme nicht gedacht. Einige Stellen der Musick waren unendlich schön, der Text liegt bey, es ist so italiänisch Latein, daß man an manchen Stellen lachen muß; Aber der Musick ein weites Feld. Es wäre ein trefflicher Genuß geweßen, wenn nicht der vermaledeyte Kapellmeister den Tackt, mit einer Rolle Noten, wider das Gitter, so unverschämt geklappt hätte, als wenn er mit Schuljungen gu thun hätte, die er erst unterrichtete, und sie hatten das Stück oft gemacht, es war absolut unnötig und zerstörte allen Eindruck, nicht anders als wenn man mir eine schöne Statue hinstellte und ihr Scharlachläppgen auf die Gelencke klebte. Der Fremde Ton hebt alle Harmonie auf und das ist ein Musicker und er hört es nicht, oder er will vielmehr daß man seine Gegenwart am Klappen vernehmen soll, da es besser wäre er liese seinen Werth an der Vollkommenheit der Ausführung errathen. Ich weiß, die Franzosen habens an der Art, den Italiänern hab ich's nicht zugetraut. Und das Publikum scheint es gewohnt."(...)
Quelle: Zeno.org - meine Bibliothek
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
Die Informationen zum Denkmal Alvise Mocenigo basieren auf dem Artikel "Krieg um Kreta" (Stand vom 04. Juni 2011) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.