Ex-Chiesa Santa Maria Maggiore
Überblick
Die Chiesa di Santa Maria Maggiore in Venedig befindet sich im Sestiere Santa Croce. Sie gehört zu den sogenannten aufgelassenen Kirchen, das heißt, die Kirche wurde entweiht und einer neuen Bestimmung zugeführt. Ihre Lage inmitten eines Gefängniskomplexes, ihre Nähe zum Güterbahnhof der Stadt und der Hafenanlagen (Porto Marittimo) machen die Kirche nicht gerade zu einer Sehenswürdigkeit esrten Ranges, zumal die Kirche nicht zu besichtigen ist. Allerdings ist die Kirche vom Architekturstil und dem noch vorhandenen Campanile eine Schönheit in dieser abgeschiedenen Gegend. Die Mauern des Gebäudes sind aus Backsteinen errichtet worden, Teile der Fassade und des Portals sind aus Marmor.
Ex-Chiesa di Santa Maria Maggiore
Die Kirche entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts - etwa in den Jahren 1500 - 1505. Die Konstruktion und die Marmordekoration der Fassade (Renaissance) stammen von Tullio Lombardo (1455 - 1532). Lombardo war ein italienischer Bildhauer und Architekt der Frührenaissance. Tullio ist der Sohn von Pietro Lombardo (1435 - 1515), des Begründers einer venezianischen Dynastie von Bildhauern und Architekten, die die venezianische Kunst des späten 15. und des frühen 16. Jahrhunderts entscheidend geprägt haben. Das ansonsten einfache Portal besitzt als Krönung einen Dreiecksgiebel aus Marmor, in dessen unteren Teil der Name der Kirche abzulesen ist. Zu beiden Seiten des Portals sind große Rundbogenfenster zu sehen, der obere Teil der Fassade enthält ein rundes Fenster. Als Abschluss der Fassade dient ein schön gestalteter Dreiecksgiebel.
Das Kircheninnere besitzt drei Kirchenschiffe mit tiefem Chor, in den Seitenschiffen jeweils vier Altäre, dazu der Hauptaltar und zwei Seitenaltäre. Die Seitenschiffe werden durch jeweils fünf Paar Säulen mit ionischen Kapitellen abgeteilt, auf denen Rundbögen ruhen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aufgrund der napoleonischen Edikte die Kirche zusammen mit dem angrenzenden Kloster geschlossen. Die zahlreichen in der Kirche befindlichen Kunstwerke wurden auf andere Kirchen aufgeteilt bzw. kamen ins Museum. Das Klostergebäude wurde im Jahr 1817 durch einen Brand so schwer beschädigt, das es danach nicht mehr aufgebaut werden konnte. Die Überreste wurden im fühen 20. Jahrhundert abgerissen und an der Stelle des Klosters entstand zwischen 1920 und 1930 ein Männergefängnis. Die Gemeinde gehört heute zur Parrocchia di San Nicola da Tolentino mit der Kirche San Nichola da Tolentino. [1]
Geschichte
Die Kirche Santa Maria Maggiore wurde von Nonnen des Ordens der Franziskaner errichtet. Der Bau des Kirchengebäudes, wie zwei Inschriften dokumentieren, begann im Jahre 1497 auf Kosten von Alvise Malpiero. Der Procurator Francesco Mocenigo (1459 - 1504) ließ eine Kapelle errichten und Thomas Kanal beschenkte die Kirche mit finanziellen Zuwendungen. Anmerkung: Wahrscheinlich reichte der Platz in der Kapelle nicht mehr aus, denn im Jahr 1500 begann man mit dem Neubau einer Kirche an dieser Stelle. Die Kirche ist geräumig und besitzt elf Altäre. Die Gemälde sind größtenteils von vorzüglichem Wert; man kann diese Kirche als eine vollständige Galerie von Gemälden aus der venetianischen Schule bezeichnen.
Johann Christoph Maier
Interior
„An dem ersten Pilaster zur Rechten ist ein „Marienbild mit dem Kinde“ und eine „Glorie im Felde mit vielen Cherubim“ von Gian Bellini zu sehen. Der Kopf der Madonna ist von ganz vollkommener Schönheit. In der Kapelle zur Rechten des Hochaltars ist ein vortreffliches Altarblatt von Tizian zu sehen: Johannes der Täufer in der Wüste. Diese einzige Figur begreift alle Schönheiten des Tizianischen Stils in sich und ist eine der nützlichsten für den jungen Künstler, sowohl in der Ansehung ihrer Güte, als in ihrer glücklichen und vorteilhaften Stellung. Kostüm und Ausdruck im Gewand sind ganz vortrefflich und lebendig, die Form der Glieder bezeichnet einen Bewohner der Wildniss sehr natürlich und auffallend, und Gebärden und Physiognomie zeigen besonders jene Heiligkeit und Geistesstärke an, womit die heiligen Schriften diesen Vorläufer Christi charakterisieren. Wer wollte jede einzelne Schönheit bei einem in allen Teilen schönen Bilde entfalten? Überall und in jedem Gegenstande ist die Idee der Wahrheit beibehalten, die besonders bei einem Lamme, das zu leben scheint, ungemein wohl beobachtet ist. Die sehr schöne Landschaft, obwohl sie klein und weit entfernt ist, wirkt mit ungemeinem Vorteil auf die Figur des Heiligen und auf die ganze Vorstellung, deren Schönheit sie noch merklich erhöhet“.
Weiterhin führt Johann Christoph Maier aus:
„In der Kapelle des Sakramentes sind drei Gemälde von Tintoretto zu sehen. Das erste enthält „Den aus dem Tempel gejagten heiligen Joachim“, das andere „Josephs Verlöbnis“ und das dritte „Der Besuch der Weisen“. Weder das hohe Alter, in welchem Tintoretto diese seine letzten Werke schuf, noch seine unermüdliche Geschäftigkeit konnte die unerschöpfliche Fruchtbarkeit seines Genies und die Stärke dieses fertigen, sicheren und lebhaften Pinsels schwächen. Das Hochaltarblatt mit der „Himmelfahrt der Madonna“ malte Paolo Veronese. Außer der schönen Erfindung und der sinnreichen Anordnung des Ganzen läßt sich sonst aus Mangel des Lichts wenig bemerken“.
Weiter führt er aus:
„Beim ersten Altar zur Rechten stehet das berühmte Gemälde von Jacopo Bassano (1510 - 1592) mit der Arche Noah (heute im Dogenpalast). Dieser große Meister zeigte bei dieser Vorstellung, wie viel er in lebendiger Darstellung und Charakterisierung jeder Sorte von Tieren vermochte. Das Werk ist ungemein bilderreich, mit viel Stärke und Geschmack gemacht, und zu allen Zeiten von Kennern außerordentlich gerühmt worden. Die nämliche Erfindung wurde vom Meister und Schülern viel und oft, wiewohl mit einiger Veränderung gebraucht, und Tizian selbst kaufte eine solche Kopie für 25 Scudi. Auf den Pilastern der Säulen sieht man vier schöne Gemälde mit den Jahreszeiten; vortreffliche Erfindungen des Bassano, und ohne Zweifel auch von ihm selbst gemalt. (...) Das Altarblatt am vierten Altar zur Rechten malte Bonifacio mit der „Madonna in der Glorie“ (Anmerkung: er meint den italienischen Maler Bonifazio Veronese - auch: Bonifazio Veneziano, gebürtig: Bonifazio de' Pitati; * ca. 1487 in Verona; † 19. Oktober 1553 in Venedig) unter verschiedenen sehr schönen Engeln“.
Künstler
Weitere Künstler, die hier in dieser Kirche gearbeitet haben sind: Jacopo Pisbolica, Polidoro (Gemälde Madonna und St. Josef), Battista del Moro, Palma il Giovane (Gemälde Krönung der Madonna; Verkündigung;), Matteo Ponzone und Dario Varottari.
Dieser Name läßt aufhorchen, denn Johann Christoph Maier führt weiter aus:
„Die ganze rechte Seite der Kirche nehmen die Gemälde des Dario Varottari ein. Darunter sind vornehmlich zwei große zu bemerken, deren eines über der Seitentür stehet, und ein Wunderwerk der Madonna an einem Weibe enthält, die auf dem Meere gebahr. Sehr schön ist die Zusammensetzung, und die Gruppen der Figuren dem Felde ungemein günstig, der Charakter ist groß und schön, das Colorit lebhaft, und man findet in diesem Werke alle natürliche Anmut dieses Malers vereinigt. Das andere stehet nicht weit davon, und enthält eine Schlacht, wo die Kamoteser die Nordmänner durch ein Wunder der Madonna in die Flucht bringen. Varottari suchte diesem Gemälde allen Geist, dessen er fähig war, mitzuteilen, und es ist wirklich eines seiner besten Werke, voll Wissenschaft und Verdienst“ [2].
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di Santa Maria Maggiore basieren auf dem Artikel Chiesa di Santa Maria Maggiore (Venezia) (Stand vom 30.11.2016) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Der Bericht über die Chiesa di Santa Maria Maggiore in Venedig im Sestiere Santa Croce basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maiers - "Beschreibung von Venedig - Erster Theil - Mit Grundrissen und Kupfern - Seiten 433/437" - erschienen im Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig, 1795, jetzt im Besitz der K.K Hofbibliothek - Österreichische Nationalbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 15. April 2017!