Chiesa di San Marziale
Überblick
Die Chiesa di San Marziale befindet sich im Sestiere Cannaregio am Rio della Misericordia, über den eine Brücke zur Fondamenta Misericordia führt. Von außen betrachtet ist der Kirchenbau eher unscheinbar, weil sie nur zum Campo San Marziale hin als Kirche wahrgenommen wird. Mitten auf diesem Campo befindet sich ein schön gearbeiteter alter Brunnen im typisch venezianischen Stil. Die Kirche ist im Inneren einschiffig mit einem schönen Altar, über dem sich die Orgel der Kirche befindet. Der Altar im linken Seitenschiff ist mit der schönen Statue der Madonna delle Grazie geschmückt, die um ca. 1200 aus goldenem Holz gefertigt wurde.
Chiesa di San Marziale
Bei der Kirche San Marzilian - auch San Marziale genannt - handelt es sich um eine Parochialkirche der Gemeinde Madonna dell’Orto im venezianischen Sestiere Cannaregio. Sie ist Martial von Limoges, dem einstigen Bischof von Limoges (Frankreich) geweiht, der laut Gregor von Tours zur Zeit Kaiser Decius' und des Papstes Fabianus in Aquitanien missionierte. Die Kirche in Venedig geht auf das 9. Jahrhundert zurück und wurde bis 1133 von der Boco- oder Boche-Familie dreischiffig umgebaut. Dabei handelte es sich um eine vermögende Familie, was sich darin zeigte, dass ein Leonardo Boco 1379 die Kriegsbemühungen Venedigs gegen Genua mit 3000 Libra unterstützen konnte.
Die derzeitige Baugestalt erhielt die nunmehr einschiffige Kirche zwischen 1693 und 1714. Sie wurde am 28. September 1721 vom Patriarchen Pietro Barbarigo geweiht. Im 12. Jahrhundert hatten hier Bonifikationen begonnen. Zwischen 1300 und 1360 hatte die Kommune in diesem Gebiet einige Kanäle trocken- und Fondamenta angelegt, an denen die zahlreichen Boote anlegen konnten. So entstand 1343 an Stelle eines Kanals der breite Rio terrà della Maddalena, auf der Kanalseite gegenüber der Kirche San Marzilian entstand die breite Fondamenta de la Misericordia. Noch im 16. Jahrhundert hatte das Gebäude im Kirchenjahr eine erhebliche Bedeutung.
Wie noch Marino Sanudo (1466 – 1536) bezeugt, war bei den Prozessionen am zweiten Sonntag nach Ostern, also zu Misericordia, San Marzilian „la prima chiesia dove si celebrava in tal zorno in questa terra“. Dort begannen also die üblichen Prozessionen. Dieser hohe Rang hängt möglicherweise mit den dort lebenden Seidenwebern aus Lucca zusammen, die ganz in der Nähe die Cappella dei Lucchesi unterhielten. Zudem saß hier der Orden Santa Maria dei Servi, der hier eine Kirche unterhielt und der über den Canale di San Marzilian 1353 eine Brücke bauen ließ. Das Kloster wurde im Jahre 1808 aufgehoben, nur wenige Spuren verblieben.
Die Außenwände sind heute übertüncht und entbehren jeden Schmuckes, der Glockenturm (campanile) ist ein einfaches Bauwerk. Hingegen ist das barocke Innere der unscheinbaren Kirche von reicher Ausstattung. An der Decke befinden sich vier Gemälde von Sebastiano Ricci. Im mittleren Bereich der Decke sieht man sein Werk „Padre eterno con angeli in gloria“. Der Hochaltar befindet sich an der Rückwand des Presbyteriums und wird von einer enormen Marmorgruppe dominiert. Diese wird dem Tiroler Tommaso Rues († 1703) zugeschrieben und trägt den Namen „Il Cristo sul mondo con angeli e santi“. Ein bedeutendes Gemälde ist zudem „San Marziale in gloria fra i Santi Pietro e Paolo“, das Jacopo Tintoretto zugeschrieben wird und das 1548/49 entstand. In der Sakristei befindet sich zudem das Werk „Angelo Raffaele e Tobia“ von Tiziano Vecellio (entstanden um 1530). [1]
Johann Christoph Maier notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern - 1 Theil - Seite 366" von 1787:
„San Marziale, insgemein St. Marciliano genannt, Parrochie.
Diese Kirche ward von der Familie Bocchi 1133 errichtet, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aber, da sie den Einsturz drohete, von Grund aus erneuert. Sie hat sieben wohlgeordnete Altäre mit schönen Gemälden. Das Altarblatt mit der Vorstellung des Tutelarheiligen knieend, in bischöflicher Kleidung, und dem heiligen Petrus und Paulus zur Seite, ist ein sehr gerühmtes Werk von Jacob Tintoretto. In der Hauptcapelle ist eine Verkündigung Mariä, und unter der Orgel die Bilder des heiligen Marcus und der heiligen Justina, von Dornenico Tintoretto. Am Hochaltar stehet ein sehr gerühmtes Werk von schöner Erfindung mit der Vorstellung des auferstandenen Christus, von Aliense“.
„Bart. Letterini mahlte die heilige Dreieinigkeit, Ant. Molinari eine Madonna nebst den heiligen Franciscus und Antonius. Antonio Balestra stellte in einem schönen Gemälde Josephs Flucht nach Egypten vor. Seb. Ricci mahlte im Platfond des Hochaltars den ewigen Vater und eine Glorie von Engeln. Von eben demselben sind auch die übrigen Gemälde des Platfonds der Kirche, wovon eines die Ankunft des wunderthätigen Marienbildes in dieser Kirche, und die andern zwei Handlungen des Tutelarheiligen enthalten. Das Gemälde am Hochaltar mit der Kreuzigung Christi ist von Domenico Paffignano. In der Sacristei wird ein Gemälde von Tizian mit dem vom Engel begleiteten Tobias aufbehalten.....“ [2]
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di San Marziale in Venedig im Sestiere Cannaregio basieren auf dem Artikel Chiesa di S.Marziale (Stand vom 19.03.2017) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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2.: Die Beschreibung der Kirche San Marziale in Venedig im Sestiere Cannaregio basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern Erster Theil, Seite 366 - erschienen im Verlag Christian Gottlieb Hertel, Frankfurt und Leipzig, 1787, jetzt im Besitz der Bayrischen Staatsbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 23.08.2019!