Überblick
Venedig - kurze Geschichte
Die Stadt Venedig entstand auf mehr als 120 ehemaligen sumpfigen Inseln. Sie wurden durch über 400 Brücken miteinander verbunden: Es entstand der Stadtstaat Venedig, der innerhalb kürzester Zeit an Reichtum und Macht gewann. Die Mißgunst der anderen Länder wuchs allerdings ebenso schnell. Das Wappentier Venedigs ist der geflügelte Löwe von San Marco, der die Verbindung von Phantasie und Macht der Stadt verdeutlicht und den scheinbaren Sieg über die Schwerkraft darstellen soll. Der Markuslöwe ist auch das Symbol des Evangelisten Markus, in Abbildungen des Evangelisten ist er sein Attribut. In Venedig ruhen seit dem Jahr 828 die Reliquien des Evangelisten Markus, nachdem diese - wahrscheinlich auf Initiative des Dogen Giustiniano Particiaco (11. Doge - gest. 829) - von venezianischen Seefahrern in Alexandria (Ägypten) geraubt und nach Venedig überführt worden waren.
Venedig besitzt ein reichhaltiges kulturelles Erbe. Zahlreiche Paläste schmücken das Ufer des Canal Grande und eine unbeschreibliche Vielfalt an Kirchen und Plätzen prägt das Stadtbild. Die überaus begabten Bürger dieser Stadt wußten sich in so mancher mißlichen Situation zu helfen und erfanden bei dieser Gelegenheit gleich so praktische Dinge wie den Glasspiegel, das Girobankwesen, die doppelte Buchführung sowie das Arsenal. In Venedig wurde der berühmte Komponist Antonio Vivaldi geboren, Giacomo Girolamo Casanova lebte hier, bis er wegen seines unsteten Lebenswandels die Stadt verlassen musste und auch der Weltreisende und Abenteurer Marco Polo (1254 - 1324) wurde hier geboren und verstarb auch hier.
Venedig wurde im Altertum von den Venetern bewohnt. Nach der Zerstörung des Bischofssitzes Aquileia und anderer wichtiger Städte Venetiens durch den Hunnenkönig Attila um 452 n. Chr. flüchteten viele Bewohner Venetiens auf die Laguneninseln und begannen dort auf künstlichem Baugrund die Stadt zu bauen. Bereits im 8. Jahrhundert war Venedig Seemacht. Die unabhängige Stadtrepublik bildete sich im 11. Jahrhundert unter Führung der Dogen, beraten durch den Großen Rat (Rat der Weisen). Um etwa 1000 n. Chr. begann Venedig im Interesse seines Orienthandels die Küsten Istriens und Dalmatiens zu unterwerfen, und während der Kreuzzüge entstand sein Kolonialreich auf dem Balkan bis nach Kleinasien und Griechenland.
Weitere Entwicklung der Stadt
Unter dem Dogen Enrico Dandolo (1107 - 1205) wurde mit Hilfe der Kreuzfahrer 1203 Konstantinopel erobert und das Byzantinische Reich zerstört, was sich in den darauffolgenden Jahrhunderten als schwerer Fehler erweisen sollte. Die Konkurrenzmacht Genua wurde nach den Kämpfen 1256 - 1381 überflügelt. 1297 wurde die Verfassung im aristokratischen Sinn umgebildet: Der Grosse Rat wurde durch den Rat der Zehn ersetzt. Ende des 15. Jahrhundert wurde die Insel Zypern gewonnen. Dies gelang durch die Heirat der Venezianerin Caterina Cornaro mit Jakob II. (unehelicher Sohn von Johann II. von Zypern, auch Johann II. von Lusignan) im Jahr 1473.
Die Familie Cornaro besaß seit langem ausgedehnten Besitz auf Zypern. Bereits kurz nach der Hochzeit starb Jakob unter mysteriösen Umständen, möglicherweise wurde er vergiftet. Jakobs posthum geborener Sohn Jakob III. starb 1473 ebenfalls. Königin Katharina Cornaro war damit Regentin von Zypern. Ein angeblich geplanter Aufstand der spanischen Gefolgsleute Jakobs II., der den übergroßen Einfluss der venezianischen Berater auf die Königin verhindern sollte, wurde durch Intervention des venezianischen Dogen Pietro Mocenigo (1406 - 1476) grausam unterdrückt. Katharina Cornaro sah sich schließlich 1489 genötigt, das Königreich an die Republik Venedig abzutreten. Das Königreich Zypern bestand noch bis zum Jahr 1571.
Ende der Republik
Im 15. Jahrhundert hatte Venedig 200 000 Einwohner und besaß eine riesige Handels- und Kriegsflotte. Nach langen Kämpfen erlag Venedig im 17. Jahrhundert der überlegenen türkischen Macht. 1797 wurde der Staat Venedig durch französische Truppen aufgehoben. 1815 kam Venedig unter österreichische Herrschaft (Lombardisch-Venezianisches Königreich), ab 1866 gehörte die einstige Republik dann zu Italien. Dies hatte folgende Gründe: Nachdem das mit Italien verbündete Preußen am 3. Juli 1866 in der Schlacht von Königgrätz gesiegt hatte, musste Österreich Venetien trotz seiner militärischen Erfolge im Süden an Frankreich abtreten. Die Herauslösung des lombardo-venetianischen Königreichs aus der österreichischen Monarchie wurde im Vorfrieden von Nikolsburg vom 26. Juli 1866 vereinbart und mit dem Prager Frieden vom 23. August 1866 verbindlich. Frankreich reichte diese Territorien an das Königreich Italien weiter. Italienische Truppen konnten kampflos in Venetien einmarschieren. Im Wiener Frieden zwischen Italien und Österreich vom 3. Oktober 1866 wurde Venetien als italienischer Besitz bestätigt.
Quellenhinweis:
Das Foto aus der Wikimedia Commons "Kirche San Salvador in Venedig - Blick auf das Grab von Caterina Cornaro, ehemals Königin von Zypern - Autor: Didier Descouens" ist lizensiert unter der Attribution-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0 Deed) Lizenz.