Chiesa di San Moisè
Überblick
Die Chiesa di San Moisè befindet sich im Sestiere San Marco in Venedig am gleichnamigen Campo. Westlich vor dem Platz verläuft der Rio de San Moisè und südlich des Campo liegt das berühmte Hotel Bauer. Auch der Markusplatz mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten ist nicht mehr weit entfernt. In unmittelbarer Nähe befand sich auch das Teatro San Moisè, ein ehemaliges Opernhaus in Venedig, das von 1640 bis 1818 Bestand hatte. Zahlreiche Uraufführungen berühmter Musikwerke u.a. von Antonio Vivaldi und Gioachino Rossini wurden hier präsentiert. Es lag in herausragender Lage in der Nähe des Palazzo Giustiniani und der Kirche San Moisè am Beginn des Canal Grande.
...kurze Beschreibung...
Die Chiesa di San Moisè wurde wahrscheinlich bereits in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts errichtet. Zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert erfolgten mehrere Umbauten. Ab 1105 wurde die Kirche nach einer Zerstörung (Brand?) neu errichtet. Der schlanke Campanile stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert. Die Fassade im Stil des Barock stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde nach den Plänen der Baumeister A. Tremignon und H. Meyring errichtet. In der Kirche befinden sich zahlreiche Kunstwerke, darunter Arbeiten von J. Palma il Giovane (Jacopo Palma der Jüngere - * um 1548 in Venedig; † 1628 in Venedig), J. Tintoretto (1518 - 1594), N. e S. Roccatagliata, G. Pellegrini, N. Bambini, F Pittoni, P. Liberi, G. Diziani, S. Piatti, P. Rossi, M. Morlaiter, J. Guarana, E. Maggiotto, G. Angeli und G. Casa.
Die Kirche wird zum ersten Mal im 8. Jahrhundert in venezianischen Quellen erwähnt. Demnach geht sie auf eine Stiftung der Familien der Artigeri und Scopari zurück. Francesco Sansovino (* 1512 in Rom; † 1586 in Venedig) datiert ihre Gründung auf das Jahr 947, allerdings ohne eine Quelle anzugeben. Seit dem 13. Jahrhundert ist die Kirche als Pfarrkirche nachgewiesen. Ab 947 erfolgte ein Neu- oder Umbau der Kirche durch den venezianischen Patrizier Moisè Valier, und die ursprünglich dem Heiligen Viktor geweihte Kirche wurde nach Valiers Namenspatron Moses umbenannt. Die Kirche, die mehrmals den in Venedig wütenden Bränden zum Opfer fiel, wurde 1105 ein weiteres mal aufgebaut und nach dem Brand von 1632 durch eine Stiftung des Prokurators Vincenzo Fini von Grund auf neu errichtet.
1810 wurde die Pfarrei San Moisè durch ein Edikt Napoleons aufgehoben und dem Pfarrbezirk von San Marco eingegliedert. Das Kirchengebäude ist ein dunkler Saalraum mit Seitenkapellen und einem Presbyterium. Die spätbarocke Innenausstattung mit Seitenaltären, Kanzel, Orgelbrüstung und Deckengemälde ist fast vollständig erhalten. Die verschiedenen Altäre und Seitenaltaren sind u.a. mit einer Pietà von Antonio Corradini von 1732, einer Fusswaschung von Tintoretto, einem dem Palma il Giovane zugeschriebenen Abendmahl und Wandgemälden u. a. von Pellegrini ausgestattet. In der Sakristei sind u.a. Werke von Michelangelo Morlaiter zu bewundern: St. Matthäus, St. Vincent Ferrari, San Carlo Borromeo. Die Pfarrei San Moise wurde 1967 wieder hergestellt. Das Gemeindegebiet umfasst auch Bereiche, die vorher zur Basilika von San Marco gehörten und die Kirchen Santa Maria del Giglio, San Fantin und die Heilig-Kreuz Kirche der Armenier, in der der armenisch-katholische Ritus zelebriert wird.
Im Mittelschiff befindet sich der Gedenkstein des Grabmals von John Law, der in der Kirche San Geminiano, die dem Umbau des Markusplatz durch Napoleon zum Opfer gefallen ist, bestattet war. Das Chorgestühl stammt noch aus dem Vorgängerbau des 16. Jahrhunderts. Die prunkvolle mit Figurenschmuck und ornamentalem Dekor üppig ausgestattete Fassade ist eine barock-theatralische Inszenierung zum Lob des Stifters Vincenzo Fini, der mit einer hoch aufgesockelten Büste über dem Hauptportal präsentiert wird. Zwei weitere Mitglieder der Familie Fini, die ebenfalls venezianische Prokuratoren waren, werden über den Seitenportalen mit Büsten präsentiert. Architekt der Fassade ist Alessandro Tremignon (1635 - 1711). 1878 entfernte man aus statischen Gründen einige der Skulpturen [1].
Johann Christoph Maier [2] notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Grundrissen und Kupfern - Erster Theil" von 1795:
"Diese Kirche wird unter die ältesten der Stadt gezählet, und ihre Gründung unter der Regierung des Gio. Calbajo, der seinem Vater Maurizio 787 nachfolgte, den Familien Artigers und Scoparia zugeschrieben, welche sie dem Märtyrer St. Victor zu Ehren errichteten und beschenkten. In der Folge aber erbauete sie Moses Venier zum andernmahle, und nannte sie nach seinem Nahmensheiligen St. Moise. Bei der schrecklichen Feuersbrunst von 1105, die den edelsten Theil der Stadt verzehrte, ward auch sie nebst der ganzen Parrochie ein Raub der Flammen, in der Folge aber von den Almosen gutherziger Leute wieder aufgebauet. So stand sie fünf volle Jahrhunderte, bis sie allmählich schadhaft wurde, und zulezt den Einsturz drohete. Man war daher auf ihre Wiederherstellung bedacht, und befand für gut, sie von Grund aus neu zu erbauen, wozu 1632 der Patriarch zu Venedig, Friedrich Cornaro, den ersten Grundstein legte [...]"
Zur Ansicht der Fassade führt er aus:
"Diese Kirche zeichnet sich in Ansehung ihres Reichthums an Marmor, Bildsäulen und Mahlereien vor vielen andern in der Stadt aus, und eben so auch die äußere Ansicht, die durch ein beträchtliches Legat des Procurators Vinzenzo Fini nach dem Modell des Alexander Tremignone errichtet wurde; nur dass sie zu sehr mit Zierrathen überladen ist, indem man nicht weniger als vierzig Bildsäulen zwischen grossen und kleinen daran zählt, welches eine üble Wirkung auf das Auge macht. Überhaupt bemerkt man hier einen auffallenden Verfall der Baukunst, und von der edlen Einfalt des Palladio und der grossen Kenntnis und Einsicht des Sansovin beinahe keine Spur mehr [...]
[...] In der Nähe dieser Kirche stehet die Schule der Schmiede, und hat ein Altarblatt von Marco Vicentino."
Anmerkung: Johann Christoph Maier meint das Gebäude der Bruderschaft der Schmiede mit einem Altargemälde des Malers M. Vicentino.
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di San Moisè basieren auf dem Artikel "San Moise" (Stand vom 24.04.2012) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Der Bericht über die Chiesa di San Moisè in Venedig im Sestiere San Marco basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Grundrissen und Kupfern Erster Theil - Seiten 265 - 267" - erschienen im Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig, 1795, jetzt im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 30. März 2016.