Palazzo Barbarigo della Terrazza
Überblick
Der Palazzo Barbarigo della Terrazza ist ein Palast in Venedig im Sestiere San Polo. Eine Seite des Palastes grenzt an den Canal Grande und die Fassade ist dem Rio di San Polo zugewandt. Auf der linken Seite grenzt das Gebäude an den Palazzo Pisani Moretta mit seiner mächtigen gotischen Hauptfassade und den wunderschönen Fenstern. Der Palazzo Barbarigo della Terrazza wurde in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts (1566 - 1570) von Daniel Contin im Auftrag der adeligen Familie Barbarigo errichtet. Die hier im Laufe der Zeit entstandene private Kunstgalerie der Familie Barbarigo wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts größtenteils nach Russland verkauft, darunter auch einige Werke venezianischer Meister.
Heute ist der Palast, der kürzlich renoviert wurde, in einem gutem Zustand und beherbergt ein Hotel sowie ein Studienzentrum. Durch die direkte Nachbarschaft mit dem Palazzo Pisani Moretta muss man schon genau hinschauen, wo der Palazzo Barbarigo della Terrazza beginnt, da beide Paläste fast farbgleich ausgestattet sind und ohne Abstand zwischen den Gebäuden. Dies betrifft aber nur die Ansicht vom Canal Grande. Gegenüber der Terrasse des Palazzo blickt man auf eine Filmkulisse aus der deutschen Fernsehserie Donna Leon. Donna Leon ist der Titel einer deutschen Fernseh-Krimiserie der Degeto Film. Sie zeigt die Verfilmungen der Commissario-Brunetti-Romane der seit 1981 in Venedig lebenden amerikanischen Schriftstellerin Donna Leon. Es handelt sich hier um den Balkon der Familie Brunetti, wo die Familie sich abends trifft, zusammen speist und wo angeregte Gespräche geführt werden.
Palazzo Barbarigo della Terrazza
Der Palazzo Barbarigo della Terrazza ist Sitz des Deutschen Studienzentrums in Venedig. Das Bauwerk, das die Familie Barbarigo errichten ließ, liegt mit der Nebenseite, also der zweiachsigen Südost-Fassade und dem entsprechenden Teil der Terrasse, am Canal Grande. Die Schauseite blickt hingegen nordostwärts auf den wesentlich schmaleren Rio di San Polo, der hier in den Canal Grande mündet. An der Südseite grenzt das Gebäude mit einem 1596 errichteten schmalen Flügel an den Palazzo Pisani Moretta. Das Grundstück umfasst eine Fläche von etwa 1100 Quadratmeter, davon nimmt beinahe ein Drittel die Terrasse ein, die dem Palast, neben der Familie Barbarigo, ihren Namen gab. Die Baugeschichte lässt sich dank entsprechender Archivalien außergewöhnlich genau rekonstruieren.
Die selbst für venezianische Verhältnisse große Terrasse, die 14 × 24 m misst, ist nur vom ersten Piano nobile, der Beletage aus zugänglich. Diese Terrasse verlängert den Palast seitwärts bis an den Canal Grande. Auf beide angrenzenden Kanäle weist je ein Wasserportal, der Landzugang erfolgt durch eine schmale, dunkle und verwinkelte Gasse, die Calle Corner. Diese beginnt am Rio Terà dei Nomboli und führt Richtung Canal Grande bis zum angrenzenden Palazzo Pisani Moretta, erreicht jedoch den Canal nicht, sondern endet vor einer Hauswand, nachdem sie den Eingang zum Deutschen Studienzentrum in Venedig passiert hat. Diese deutsche Einrichtung, die sich seit 1972 mit der Geschichte und Kultur Venedigs befasst, befindet sich vor allem im ersten Piano nobile. Dazu gehört auch eine Bibliothek, die von Süden auf die Terrasse blickt, inzwischen dank einer Erweiterung auch auf den Canal Grande. Im zweiten Piano nobile befinden sich drei Wohnungen.
Die aus Triest stammende Familie Barbarigo ist seit dem 8. Jahrhundert in Venedig ansäßig. Ab 1297 hatten die Barbarigo als Angehörige des venezianischen Adels eine Reihe von Sitzen im Großen Rat, der Generalversammlung der erwachsenen, männlichen Adligen der Stadt, der im Dogenpalast tagte. Sie zählten zu den Case Nuove, Familien also, die nicht zu den ältesten, den „apostolischen Familien“ zählten, die sich auf römische Ursprünge beriefen. Den Case Nuove gelang es erst 1382, einen Dogen zu stellen und damit sichtbar Zugang zu den angesehensten Familien zu erlangen. Ansehen konnten Familien aber auch durch andere hohe Staatsämter gewinnen. So stellte die Familie Barbarigo zwölf Prokuratoren von San Marco, vier Kardinäle sowie zwei Dogen, nämlich Marco Barbarigo und Agostino Barbarigo, die 1485 – 1486 und 1486 – 1501 nacheinander amtierten. Sie gehörten jedoch nicht zur Linie (ramo) der Barbarigo von San Polo, die ab 1565 den dortigen Palazzo Barbarigo errichtete.
Die Grundsteinlegung fand am 18. Juli 1567 statt und im Frühjahr 1570 war das Bauwerk fertiggestellt. Steinmetz und Bauleiter war Bernardino Contin. Der gesamte Gebäudekomplex wurde in mehreren Bauphasen errichtet. Als letzter Teil entstand der schmale, an den benachbarten Palazzo Pisani-Moretta angrenzende mehrgeschossige Flügel. Dieser Bau erfolgte erst nach der Eröffnung des Testaments der Lucietta Barbarigo im Jahr 1596. Nicolò Antonio Giustinian Barbarigo verkaufte um 1850 die umfangreiche, mindestens 102 Gemälde umfassende Sammlung, vor allem an Zar Nikolaus I. nach Sankt Petersburg. Darunter befand sich eine bedeutende Sammlung an Werken Tizians. Im ersten Piano nobile befindet sich seit 1972 das Deutsche Studienzentrum in Venedig einschließlich seiner Bibliothek, die mehr als 13.000 Bände birgt.
Großer Saal im Primo Piano Nobile: Arkadenfenster zum Ramo Pisani Barberigo - eingebunden über Wikimedia Commons
Diese Bibliothek mit ihren hohen Fenstern, die auf die Terrasse blicken, nimmt zwei Räume ein, den Abschluss zum Canal Grande bildet seit 2018 ein dritter Raum. Hinzu kommen eine Wohnung im zweiten Piano nobile und die Zimmer der Stipendiaten – Künstler, Kunsthistoriker, Historiker, Musikwissenschaftler, die von der anderen Seite der Sala über eine Treppe zu erreichen sind. Zudem bewohnt ein Zweig der Familie Loredan das zweite Piano nobile, wo sich insgesamt drei Wohnungen befinden. Das Mezzaningeschoss wurde 2006 – 2007 zum Hotel umgebaut, was baugeschichtliche Untersuchungen ermöglichte. Das Interieur des Primo Piano Nobile stammt weitgehend aus der zweiten Hälfte des 16. und dem späten 19. Jahrhundert, während die Inneneinrichtung des Secondo Piano Nobile aus dem späten 18. Jahrhundert stammt. [1]
Weitere Palazzi
- Palazzo Vendramin - Calergi (Cannaregio - Casino di Venezia)
- Palazzo Cavalli-Franchetti (San Marco)
- Palazzo Barbarigo della Terrazza (San Polo)
- Palazzo Pisani Moretta (San Polo)
- Palazzo Grioni (San Polo)
- Palazzo Dario (Dorsoduro)
- Palazzo Ca' Dolfin (Dorsoduro)
- Palazzo Giustinian (Dorsoduro)
- Palazzo Ca' Foscari (Dorsoduro - Universität Venedig)
- Palazzo dei Camerlenghi (San Polo)
- Palazzo Farsetti-Dandolo (San Marco)
- Palazzo Loredan-Corner (San Marco)
- Palazzo Grassi (San Marco)
- Palazzo Corner della Ca'Granda (San Marco)
- Palazzo Fortuny (San Marco)
- Palazzo Fontana Rezzonico (Cannaregio)
- Palazzo Vendramin di Santa Fosca (Cannaregio)
- Palazzo Pesaro Papafava (Cannaregio)
- Palazzo Grimani di San Luca (San Marco)
- Palazzo Trevisan Cappello (Castello)
- Museo di Palazzo Grimani (Castello)
- Palazzo Ca' Tron (Santa Croce)
- Palazzo Foresti Papadopoli (Santa Croce)
- Residenza d' Epoca Ca ' Favretto (Santa Croce)
- Palazzo Ca' Corner della Regina (Santa Croce)
- Palazzo Ca'Pesaro (Santa Croce)
- Palazzo Salviati (Dorsoduro)
- Palazzo Ca'Rezzonico (Dorsoduro)
- Palazzo Moro a San Barnaba (Dorsoduro)
- Palazzetto Stern (Dorsoduro)
- Palazzo Foscarini (Dorsoduro)
- Palazzo Gritti Morosini Badoer (Castello)
- Casa d'Oro (Cannaregio - einer der schönsten Paläste)
- Fondaco dei Tedeschi (San Marco - einstige deutsche Handelsniederlassung)
- Fondaco dei Turchi (Santa Croce - einstige türkische Handelsniederlassung)
- Palazzo Giustiniani Museum (Insel Murano)
- Palazzo Ca’ Giustinian (San Marco)
- Palazzo Soranzo und Palazzo Corner-Mocenigo (San Polo - Campo San Polo)
- Palazzo Barbarigo Nani Mocenigo (Dorsoduro)
- Palazzo Malipiero-Capello (San Marco - Campo San Samuele)
- Palazzo Gritti Morosini Badoer (Campo Bandiera e Moro - Cannaregio)
- Palazzo Correr (Cannaregio)
- Palazzo Ca'Rezzonico (Dorsoduro - Museum)
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zum Palazzo Barbarigo della Terrazza basieren auf dem Artikel Palazzo Barbarigo della Terrazza (Stand vom 11.09.2019) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Fotos "Palazzo Barbarigo della Terrazza, Venedig, Italien - Autor: Deutsches Studienzentrum in Venedig, Francesco Vittur" - "Calle Corner hinter den Palazzi Barbarigo della Terrazza und Pisani Moretta; Blick über die Terrasse des Palazzo Barbarigo della Terrazza, Venedig; (2 Fotos) - Autor: Hans-Jürgen Hübner" werden unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: "Creative Commons „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".