Chiesa San Giovanni in Bragora
Überblick
Die Kirche San Giovanni Battista in Bragora liegt in der Stadt Venedig im Sestiere Castello am Campo Bandiera e Moro (auch: Campo San Giovanni in Bragora). Im Norden des Platzes befindet sich der Palazzo Gritti Morosini Badoer- ein Gebäude aus dem 14. Jahrhundert. Der Baubeginn der Kirche wird auf das Jahr 829 datiert. Die Kirche wurde im spätgotischen Baustil errichtet. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche erfolgte um 1090 durch ein Dokument eines Priesters dieser Kirche. Bereits im 9. Jahrhundert wurde die Kirche umgebaut, um einigen Reliquien Johannes des Täufers einen würdevollen Platz zu bieten. Auch um 1178 wurden Veränderungen an der Kirche vorgenommen.
Geschichte
Als Papst Paul II. am 30. August 1464 die Nachfolge von Papst Pius II. antrat, wurde die Kirche im spätgotischen Stil neu errichtet. Baubeginn war im Jahr 1475 und die Bauzeit lag insgesamt über dreißig Jahre. Papst Paul II. hat also weder die Grundsteinlegung noch die Fertigstellung der Kirche, so wie sie sich auch heutigen Besuchern präsentiert, nicht mehr erlebt. Man darf aber annehmen, dass er zu den Förderern und Initiatoren des Neubaus gezählt werden kann. 1505 wurde die Kirche konsekriert. Die Lünette über dem Eingangsportal zeigt die Personen, die die Einweihung damals vornahmen. Der Name Bragora ist bis heute nicht klar definiert worden: Einige nehmen an, das der Name von dem Wort Agora (griech. = Versammlungsplatz) abstammt, andere meinen, der Name komme aus dem arabischen und bedeute so etwas wie "der Marktplatz".
Künstler und Kunstwerke
Die heutige Gestalt der Kirche ist auf den Architekten Sebastiano Mariani von Lugano zurückzuführen, der unter Beibehaltung der Struktur der Basilika eine Fassade aus Backsteinen mit den üblichen lokalen spätgotischen Formen der Kirche vorangestellt hat. Eine Sammlung von Spenden in den ersten Monaten des Jahres 1494 ermöglichte damals eine vollständige Neugestaltung der Inneneinrichtung. Die Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit weiteren drei Chorkapellen. In der Kirche sind Kunstwerke der folgenden Künstler zu sehen: G.B. Cima da Conegliano, J. Palma il Giovane, B. e Alvise Vivarini, F. Bissolo, Lardo Tedesco und A. Mariani da Lugano.
Sehenswert ist ein Werk von Jacopo Palma il Giovane: die Fußwaschung aus dem Jahr 1595. Weiterhin interessant ist auf dem Hochaltar die Taufe Christi, 1492 von Giambattista Cima da Conegliano geschaffen und mit einem schönem Renaissance-Rahmen von Sebastian aus Mailand versehen (geschnitzt 1492). Auf der rechten Seite des Chores befindet sich eine kleine Kapelle, die den Förderern der Kirche - den Familien Giustiniani und Morosini gewidmet war. Neben der Kapelle liegt die Sakristei, in der Werke von Alvise Vivarini (der auferstandene Christus) und von Giambattista Cima da Conegliano (St. Helena und Konstantin) zu sehen sind. Ein weiteres wichtiges Werk in der Kirche San Giovanni in Bragora ist das Triptychon mit dem heiligen St. Martin, dem Apostel Andreas und dem heiligen Girolamo aus dem Jahr 1478 von Bartolomeo Vivarini.
Campanile
Der altersschwache Campanile hat schon mehrere Renovierungen hinter sich. Auch der Turm stammt aus dem 9. Jahrhundert und wurde in den Jahren der Neuerrichtung der Kirche in die Bauarbeiten mit einbezogen. Die grundlegende Renovierung erfolgte zwischen 1475 und 1498. Ein weiterer Umbau im Jahre 1568 veränderte das Aussehen des Campanile. Am 25. April 1708 beschädigte ein Blitzschlag den Turm. Es erfolgte eine erneute Umstrukturierung, die schließlich 1826 abgeschlossen war.
Persönlichkeiten
Die Kirche San Giovanni di Bragora gilt als eine der sogenannten Vivaldi-Kirchen. Der junge Vivaldi wuchs auf in einem Viertel Venedigs unweit der Chiesa San Giovanni in Bragora im Sestiere Castello. Diese Kirche war sozusagen seine Pfarrkirche. Vivaldi wurde am 6. Mai 1678 in San Giovanni in Bragora getauft. Weitere Mitglieder der Kirchengemeinde waren u.a. der Dramatiker Giacinto Gallina und Pietro Barbo, der spätere Papst Paul II. und Giorgio Massari. Paul II. wurde am 23. Februar 1417 in Venedig geboren und in der Pfarrkirche San Giovanni in Bragora getauft. Paul II. war vom 30. August 1464 bis zu seinem Tode am 24. Juli 1471 in Rom Papst der katholischen Kirche. Giorgio Massari (1687 – 1766) war ein berühmter venezianischer Architekt des späten Barock. Zu seinen Meisterstücken gehört der Bau der Chiesa dei Gesuati (1726 - 1743) und die Errichtung des Palazzo Grassi-Stucky (etwa um 1749).
Palazzo Gritti Morosini Badoer
Der Palazzo Gritti Morosini Badoer Partecipazio ist ein im Sestiere Castello gelegener Palast aus dem späten 14. Jahrhundert. Ganz in der Nähe befindet sich die Uferpromenade Riva degli Schiavoni und die Chiesa di San Zaccaria, in der auch Vivaldi musizierte. Der im Stil der Gotik errichtete Palazzo liegt unmittelbar am Campo Bandiera e Moro Vis á Vis der Kirche San Giovanni in Bragora. Der englische Schriftsteller, Maler, Kunsthistoriker und Sozialphilosoph John Ruskin erwähnt diesen Palast und beklagte seinen damaligen Zustand. Die Baugeschichte des Palastes liegt im Dunkel der Zeit- bis heute konnte weder der Baumeister noch das genaue Baudatum ermittelt werden. In seinen Mauern befindet sich heute ein Hotel.
Die Architektur der Hauptfassade stammt aus dem 15. Jahrhundert und gliedert sich auf zwei Etagen (zwischen dem Erdgeschoss und dem Mezzanin), wobei die erste Etage am anziehendsten wirkt. Teile der Fassade wirken asymmetrisch, was der besonderen Struktur des Campos geschuldet ist. Das noble Fenster in der ersten Etage wird gekennzeichnet durch eine pentafora mit rosa Marmorsäulen aus Verona, die auf der Innenseite des Balkons stehen. Sie ist verziert mit Marmoreinlagen: vier kranzähnliche Kreise und fünf skulpturale Reliefs- sie wird bekrönt von einem byzantinischen Hochrelief aus dem 10. Jahrhundert.
Im zweiten Stock - über der pentafora - befindet sich ein zentrales, dreiteiliges Fenster, während die übrigen Fenster, abgesehen von denen des Mezzanins, Fenster mit Spitzbogenzungen sind. Das Innere des Gebäudes erreicht man über eine Treppe, die vom Erdgeschoss zum Hauptgeschoss führt. Hier öffnet sich die prächtige Empfangshalle, die mit antiken Möbeln, wertvollen Teppichen und Gemälden aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet ist. Für die Beleuchtung des Raumes am Abend sorgen wertvolle Kronleuchter aus Muranoglas und aufwendige Stuckarbeiten (18. Jahrhundert) schmücken die Wände und die Decke. In den großen Raum fällt das Licht durch die pentafora, die sich zum Campo hin öffnet.
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina