Chiesa San Marcuola
Überblick
Die Chiesa San Marcuola ist eine katholische Kirche in Venedig. Die Kirche ist den Heiligen Hermagoras und Fortunatus geweiht. Sie befindet sich im Sestiere Cannaregio. Die Kirche liegt am Canal Grande gegenüber dem Fontego dei Turchi und dem Fontego del Megio. Vor der Kirche befindet sich der gleichnamige Campo und auch die Vaporettostation am Canal Grande hat diesen Namen. Die Kirche ist mit den Linien 1 - 2 - N zu erreichen. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Palazzo Vendramin-Calergi, einer der schönsten Paläste in Venedig. Er ist von dieser Station zu Fuß gut zu erreichen.
Chiesa San Marcuola
Das seltene Patrozinium Ermagora e Fortunato deutet auf eine viel ältere Vorgängerkirche und auf die Verbindung mit Aquilea hin. Traditionell nimmt man an, dass eine erste Kirche an diesem Platz zwischen dem 9. - 10. Jahrhundert erbaut wurde. Diese sei danach durch einen Brand nach einem Erdbeben zerstört worden. Danach wurde im 12. Jahrhundert an dieser Stelle, dank einer Stiftung der Familie Memmo und Lupanizza, eine Kirche in romanischen Stil erbaut. Die adelige Familie Memmo gehörte zu den reichsten Patriziern in Venedig, zeitweilig waren sie im Besitz der Insel San Giorgio Maggiore. 1663 arbeitete Antonio Gaspari (1656 - 1723) Pläne für eine Neustrukturierung der Kirche aus.
Antonio Gaspari (1656 - 1723)
Antonio Gaspari war ein italienischer Architekt des Spätbarocks, der sowohl in Venedig als auch auf der Terraferma des Veneto tätig war. Er war ein Schüler von Baldassarre Longhena. Nach dem Tod seines Meisters im Jahre 1682 beendete er einige seiner Projekte, darunter das berühmteste Werk von Longhena, die imposante Kirche Santa Maria della Salute. Bis zum Tode Gasparis 1723 wurden dessen Pläne zum Neubau der Kirche San Marcuola nicht realisiert. Dann wurde Giorgio Massari (* 13. Oktober 1687 in Venedig; † 20. Dezember 1766 ebenda) mit dem Bau betraut, der den Umbau des Innenraums schon 1736 fertigstellte. Die Fassade jedoch blieb, wohl aus Geldmangel, bis heute unvollendet.
Ursprünglich stand hier eine dreischiffige romanische Kirche, mit einem Campanile neben der Apsis. Nach dem Neubau durch Massari sehen wir heute einen einschiffigen quadratischen Kirchenraum, mit einem Tonnengewölbe. Der Kirchenbau orientierte sich in seiner Längsachse paralell zum Canal Grande. In dem rechteckigen Presbyterium, das eine, von vier Säulen gestützte, ovale Kuppel trägt befindet sich der Hauptaltar. Die acht Seitenaltäre stehen paarweise in den vier Ecken der Kirche. Diese Altäre sind mit qualitätvollen Skulpturen (Johannes der Täufer, Antonius von Padua, Petrus, Kajetan von Thiene, Antonius der Große) geschmückt. Die Figuren Giovanni Maria Morlaiter zuzuschreiben ist bis heute umstritten. [1]
Letztes Abendmahl (San Marcuola, Venedig, 1547) - Jacopo Tintoretto - eingebunden über Wikimedia Commons
Das wichtigste Kunstwerk in der Kirche San Marcuola ist jedoch das „Letzte Abendmahl“ von Jacopo Tintoretto (1519 - 1594) auf der linken Seite des Hochaltars, das bis 1935 als Kopie galt. Es ist ein Werk des Künstlers aus dem Jahr 1547. Ein weiteres Werk dieses Künstlers ist die sogenannte „Fußwaschung Christi“- es befindet sich auf der rechten Seite des Altars. In der Kirche fand der deutsche Komponist Johann Adolf Hasse 1783 seine letzte Ruhestätte. Woher stammt der Name der Kirche, Marcuola, werden sie sich fragen? Der Name wird abgeleitet von der lokalen Aussprache des Namens eines der beiden Heiligen- Ermagora.
Johann Christoph Maier notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern - Band 3" von 1787:
„S. Marcuola, Parrochie.
Man hält diese Kirche für eine von den ältesten der Stadt, und setzt den Zeitpunkt ihrer Gründung in das Jahr 569. Sie wurde dem St. Hermagoras und Fortunatus zu Ehren erbauet, und in der Volkssprache verwandelte sich Ermagora in Marcuola, welchen leztern Nahmen sie bis jetzt erhalten hat. Der Sage nach wurde sie in der Folge von den Lupanizi, Memi, Ingegneri, und andern erneuert, und nach etlichen Einäscherungen mehreremahle wieder hergestellt, welches in ganz neuerer Zeit von Grund aus geschah. Sie hat neun Altäre von schönem Marmor, unter denen sich besonders der Hochaltar an Reichthum und Schönheit auszeichnet. In der Capelle desselben befindet sich ein schönes Gemälde von Jacob Tintoretto mit dem Nachtmahl Christi, und zwei Figuren, welche Glauben und Liebe vorstellen. Diesem gegenüber stehet eine Vorstellung des Fußwaschens nach einer Erfindung dieses Tintoretto. In der Capelle del Crocefisso siehet man ein anderes vorzügliches Gemälde mit der Kreuzigung Christi von Joseph Camerata, und eben daselbst Christum an die Säule gebunden von *Giambattista Crosato“. [2]
*Anmerkung: Giambattista Crosato wurde 1686 in Venedig geboren. Crosato war ein italienischer Maler. Er verstarb am 15. Juli 1758 in Venedig.
„1635 kam hier eine Brüderschaft del Crocefisso zu Stande, und bauete sich unter dem Bogengang der Kirche eine geschlossene Capelle nebst einem Altar, und in wenigen Jahren darauf eine schöne Schule nicht weit von dieser Capelle, wo sie sich zu ihren geistlichen Uebungen versammeln.
Innerhalb der Mauern dieser Kirche wohnen drei Eremitinnen nach der Regel des heiligen Augustinus, die sehr strenge leben. Wenn eine unter ihnen abgehet, so kommt eine andere an ihre Stelle; ihre Zahl darf sich aber niemals höher als auf drei belaufen. Sie leben blos von den Almosen, die ihnen gebracht werden, und lassen sich von keinem Menschen sehen. Sie haben ein Bethaus mit einem Altar, wo täglich ein Priester von der Parrochialkirche die Messe liest“. [2]
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa San Marcuola in Venedig im Sestiere Cannaregio basieren auf dem Artikel Chiesa San Marcuola (Stand vom 07.03.2016) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Die Beschreibung der Kirche San Marcuola in Venedig im Sestiere Cannaregio basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern Erster Theil - erschienen im Verlag Christian Gottlieb Hertel, Frankfurt und Leipzig, 1787, jetzt im Besitz der Bayrischen Staatsbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 08. April 2017.