Santa Maria Gloriosa dei Frari
Überblick
Im Sestiere San Polo am Campo dei Frari befindet sich eine der größten und bedeutendsten gotischen Sakralbauten Venedigs. Es ist die Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari. Die Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari ist neben den Kirchen Santa Maria della Salute und S.S. Giovanni e Paolo, sowie San Giorgio Maggiore auch eine der attraktivsten Kirchen in Venedig. Das trifft allerdings nicht auf das äußere der Kirche zu. Sie wirkt schlicht und auch die Fassade ist sehr bescheiden gehalten. Der Name Frari entstammt dem venezianischen Wort Frari = Brüder. Sie ist neben der Basilika S.S. Giovanni und Paolo der größte und bedeutendste gotische Sakralbau Venedigs. Die Kirche ist gewidmet der Aufnahme Mariens in den Himmel. Sie ist ausgestattet mit zahlreichen hervorragenden Kunstwerken, darunter zwei Hauptwerken Tizians.
Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari
Die Kirche, deren Errichtung im Jahre 1340 begonnen wurde, gehört heute mit 15 weiteren Kirchen zur Vereinigung Chorus Venezia. Zur Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari gehören zwei Klöster, die heute nicht zu besichtigen sind. Es handelt sich hier um das Chiostro della Trinità und das Chiostro di Sant'Antonio. Das erste Kloster der Minderen Brüder hieß Magna Domus Venetiarum oder Ca 'Granda dei Frari, sowohl wegen der Größe, es besaß mehr als 300 Zellen, als auch, um es von den anderen Franziskanerklöstern der Stadt und vor allem vom angrenzenden Kloster San Nicoletto zu unterscheiden - „dei Frari“. Später erhielt dieses Kloster den Namen Chiostro della Trinità. Das zweite Kloster - Chiostro di Sant'Antonio - stammt in seiner heutigen Form vom Baumeister Sansovino (1486 - 1570). Jacopo Sansovino, * 2. Juli 1486 in Florenz; † 27. November 1570 in Venedig) war ein italienischer Bildhauer und Architekt der Renaissance. Der Brunnen mit der Statue des heiligen Antonius von Padua wurde 1689 von Pater Giuseppe Cesena erbaut.
Die beiden Klöster zeichnen sich auch durch ihre Kreuzgänge aus, die bis heute erhalten sind. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Gebäude, die die beiden Kreuzgänge umgaben, vom Architekten Bernardino Maccaruzzi umgebaut oder restauriert. Etwa drei Jahrhunderte lang (vom 16. bis zum 18. Jahrhundert) befand sich im Kloster eine Druckerei, zu der Pater Vincenzo Coronelli eine Zinkographie hinzufügte. Mit der Gründung der Akademie der Argonauten (1684) wurde auch ein internationales Zentrum der hydraulischen und kartographischen Wissenschaften geschaffen. Die mehrmals umgebauten und vergrößerten Klöster wurden 1810 nach den napoleonischen Erlassen an das Amt für Staatseigentum übergeben und 1817 von der österreichischen Regierung als Sitz des 1815 errichteten Generalarchivs des Veneto, dem heutigen Staatsarchiv von Venedig, zugewiesen. 1926 erhielt sie den Ehrentitel einer päpstlichen Basilica minor.
Architektur
Die Frarikirche ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit großem Querhaus und einer Gruppe von sechs kleinen und einer zentralen großen Chorkapelle, die alle einen polygonalen Abschluss haben. Alle Raumteile haben ein Kreuzrippengewölbe. Das außerordentlich hohe Querhaus ist einschiffig. Der Bau ist ein Backsteinbau. Die Fassade ist eher schlicht, sie wird aber ausgezeichnet durch einen reich gestaffelten und geschwungenen Giebel. Zierelemente am Außenbau wie die Rahmen der Okuli, die Friese, der kranzartige Gesimsabschluss und die hohen Tabernakel auf der Fassade sowie das Portal sind aus istrischem Stein. Die Gewölbe sind, um das Gewicht wegen des problematischen Baugrundes zu reduzieren, aus Rohrgeflecht, das verputzt wurde, das aber wie ein steinernes Gewölbe wirkt. Der Bau wird, wie bei anderen venezianischen Kirchen, durch hölzerne Zuganker stabilisiert.
Geschichte
Um 1223 siedelten sich die Franziskaner in einem bestehenden Klostergebäude am Rand der damaligen städtischen Bebauung an. Dort begannen sie um 1250 mit dem Bau einer kleinen, der Madonna gewidmeten Kirche, die 1280 eingeweiht wurde. 1340 wurde diese Kirche, die wegen des großen Zulaufs zu den Predigten der Mönche bald zu klein geworden war, abgerissen, um Platz für einen Neubau zu schaffen. 1361 wurden Apsis und Querhaus eingeweiht und mit dem Bau des Campanile begonnen, der 1396 fertiggestellt wurde. Baumeister des Campanile waren Jacopo und Pierpaolo Celega. 1417 wurde die Capella Corner errichtet, 1432 bis 1434 die Capella Emiliana, eine Taufkapelle, die von den Stiftern, der Familie Emiliana, als Grabkapelle genutzt wurde.
Chorschranken
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Sakristei erbaut. 1468 erhielt die Kirche die noch jetzt vorhandenen Chorschranken, an denen Bartolomeo Buon mitgearbeitet haben soll. Das hölzerne geschnitzte Chorgestühl wurde um 1468 vollendet. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Fassade fertiggestellt. Am 19. Mai 1518 wurde die Assunta von Tizian - Tiziano Vecellio (1477/88 - 1576) auf dem Hochaltar aufgestellt. Bereits um 1400 war die Frarikirche mit einer Orgel ausgestattet.
Heute besitzt die Frarikirche zwei historische Orgeln aus dem 18. Jahrhundert, die eine aus dem Jahre 1732 von dem venezianischen Orgelbauer Giovanni Battista Piaggia, die zweite, die mehrmals restauriert wurde, stammt von Gaetano Callido aus den Jahren 1795 bis 1796. Sie befinden sich auf der rechten und linken Seite des Chores. Während einer umfangreichen Renovierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden beide Orgeln aufeinander abgestimmt und können zusammen gespielt werden. Der hervorragende Zustand der beiden Instrumente ermöglicht heute die Aufführung der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts für zwei Orgeln.
Wertvolle Gräber
Die Frarikirche ist u.a. die Grabstätte einiger Dogen der Republik Venedig. Weiterhin finden sich die Gräber einiger Künstler und Baumeister und mehrerer Stifterfamilien. Die Denkmäler selbst sind von damaligen und späteren Künstlern geschaffen worden, die allesamt in Venedig einen Namen hatten.
In der Frarikirche befinden sich unter anderem die Grabmäler folgender Personen:
* Wandgrab für den Franziskanermönch Beato pacifico, den angeblichen Baumeister der Frarikirche, um 1437;
* Mausoleum für den Bildhauer Antonio Canova († 1822), erbaut nach seinem eigenen Entwurf von seinen Schülern;
* Grabmal für den Dogen Francesco Foscari († 1457), Presbyterium, von Antonio und Paolo Bregno;
* Grabmal für den Dogen Francesco Dandolo († 1339), Kapitelsaal des Klosters;
* Ehrenmonument für den General Girolamo Garzoni († 1688), um 1700, über dem Hauptportal;
* Wandgrab für Jacopo Marcello von Pietro Lombardo und seiner Werkstatt, Querschiff;
* Claudio Monteverdi († 1643), Bodengrab mit Grabplatte, Cappella Milanesi;
* Grabmal für den Dogen Giovanni Pesaro († 1659), nach einem Entwurf von Baldassare Longhena, Skulpturen von Melchior Barthel;
* Grabmal für den Condottiere Paolo Savelli († 1405), das erste Reiterdenkmal, das Venedig einem Condottiere bewilligte;
* Grabmal für den Dogen Niccolò Tron († 1473), im Presbyterium, von Antonio Rizzo;
* Erinnerungsdenkmal für Tizian, gestiftet von Ferdinand von Österreich, erbaut von zwei Canova-Schülern zwischen 1838 und 1852;
Kunstwerke
In der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari befinden sich viele wertvolle Kunstwerke. U.a. sind dies Werke von Giuseppe Salviati: Darstellung im Tempel, um 1560, Altarbild; Sansovino: Der Heilige Johannes der Täufer, Statue vor der Cappella Corner; Tizian: Madonna des Hauses Pesaro, 1519–1527, Altarbild, Nordwand des Mittelschiffs, Pesaro-Kapelle; Tizian: Assunta, 1518; Paolo Veneziano: Votivbild des Dogen Francesco Dandolo und der Dogaressa Isabetta Contarini mit ihren Schutzheiligen San Franceso und Santa Elisabetta, 1339, Kapitelsaal der Frarikirche; Alessandro Vittoria (1525 - 1608): Der auferstandene Christus, Skulptu; Alessandro Vittoria: Hl. Hieronymus, Skulptur; Alvise Vivarini: Der Heilige Augustinus und andere Heilige, nördliche Kapelle im Querschiff; Bartolomeo Vivarini: Der Heilige Markus, Altarbild, Cappella Corner; Bartolomeo Vivarini: Madonna mit Kind und Heiligen, Altarbild, südliche Kapelle im Querschiff. [1]
Chorus Venezia
Chorus Venezia, oder vollständig Chorus - Associazione per la chiese del patriarcato di Venezia ist eine Organisation zur Pflege und Erhaltung von 16 Kirchen in Venedig. Die Vereinigung wurde erst 1998 gegründet. Um die Kirchen zu besichtigen wird ein Eintritt verlangt. Dieser kommt der Erhaltung der Kirchen zu Gute. Die Einwohner von Venedig haben freien Eintritt.
Zu den 16 Kirchen im Einzelnen gehören:
1. Chiesa di Santa Maria del Giglio in San Marco;
2. Chiesa di Santo Stefano in San Marco;
3. Chiesa di Santa Maria Formosa in Castello;
4. Chiesa di Santa Maria dei Miracoli in Cannaregio;
5. Chiesa di San Giovanni Elemosinario in San Polo;
6. Chiesa di San Polo in San Polo;
7. Basilica di Santa Maria Gloriosa dei Frari in San Polo;
8. Chiesa di San Giacomo dall’Orio in Santa Croce;
9. Chiesa di San Stae in Santa Croce;
10. Chiesa di Sant’Alvise in Cannaregio;
11. Chiesa della Madonna dell’Orto in Cannaregio;
12. Chiesa di San Pietro di Castello in Castello;
13. Chiesa del Santissimo Redentore in Giudecca;
14. Chiesa di Santa Maria del Rosario (Gesuati) in Dorsoduro;
15. Chiesa di San Sebastiano in Dorsoduro;
16. Chiesa di San Giobbe in Cannaregio;
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari basieren auf dem Artikel Santa Maria Gloriosa dei Frari (Stand vom 11.04.2007) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Fotos "Fassade von Santa Maria Gloriosa dei Frari - Autor: Didier Descouens" - "Chiostro della Trinità - Innenhof mit Brunnen und Kreuzgang - Autor: Zairon" werden unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: "Creative Commons „Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)".