Insel San Michele
Friedhofskultur
Die Insel San Michele befindet sich in der Lagune von Venedig unweit der Insel Murano. Sie ist per Vaporetto von der Haltestelle Fondamenta Nuove erreichbar. San Michele (Insel der Toten) ist eine unbewohnte Insel im Norden von Venedig, auf der sich der Friedhof von Venedig befindet. Dieser hatte von Anfang an mit Platzmangel zu kämpfen, darum wurden die Toten teilweise zuerst in normalen Gräbern begraben, nach einigen Jahren aber wieder exhumiert und in gemauerten hohen Blöcken (Columbarien) beigesetzt. Seit dem 13. Jahrhundert befand sich auf San Michele ein Kloster der Kamaldulenser, von dem noch der Kreuzgang, die ab 1469 vom venezianischen Stararchitekten Mauro Codussi erbaute Renaissancekirche San Michele in Isola und die um 1530 von Guglielmo Bergamasco errichtete sechseckige Cappella Emiliana erhalten sind.
Kloster der Kamaldulenser
Mauro Codussi wurde um 1440 in Lenna/Valle Brembana bei Bergamo geboren. Er war ein italienischer Steinmetz und Architekt der Frührenaissance, der u.a. auch den Uhrenturm am Markusplatz errichtet hat. Codussi verstarb 1504 in Venedig. In diesem Kloster zeichnete der Mönch Fra Mauro zwischen 1457 und 1459 seine kreisförmige Weltkarte. Die Kamaldulenser sind ein katholischer Eremiten-Orden, der auf den Heiligen Romuald von Camaldoli zurückgeht, dem Gründer des Ordens. Am Anfang des 11. Jahrhunderts ruft Romuald von Camaldoli ein neues Konzept des Ordenslebens ins Leben - das zusammengeschlossene Eremitentum. Aus mehreren, unzusammenhängenden Klöstern und Einsiedeleien entsteht der Orden der Kamaldulenser. Das von Romuald gegründete Mutterhaus und die Einsiedelei befindet sich in Camaldoli in Italien (Provinz Arezzo, Toscana).
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Das Video zeigt den romanischen Kreuzgang des Klosters der Kamaldulenser auf der Insel San Michele in der Lagune von Venedig - Italien!
Regeln des Hl. Benedikt
Die Kamaldulenser leben nach der Regel des Heiligen Benedikt und der eigenen, von Romuald verfassten Regel, den Ordensstatuten. Sie tragen ein weißes Ordensgewand und wohnen in einzelnen Häuschen (Zellen mit kleinen Gärten), innerhalb einer Klostermauer. Das Gebet (gemeinsame Liturgie in der Kirche und das einsame Stundengebet in der Zelle), die Arbeit und geistliche Lesung erfüllen den Tag eines Kamaldulensermönches. Einer der bedeutendsten Kamaldulenser, der zur Blüte und zur Entwicklung des Kamaldulenserordens beigetragen hat, war Petrus Damiani. Im Jahr 1828 ernannte ihn Papst Leo XII. zum Kirchenlehrer. Ein anderer wichtiger Ordensangehöriger war Ambrosius Camaldulensis, der im 15. Jahrhundert als päpstlicher Legat maßgeblich das Konzil von Basel geprägt hat.
Prominente Gräber
Nach der Säkularisierung des Klosters verband man 1837 die Insel San Michele mit der Insel San Cristoforo und errichtete dann den mit einer hohen Mauer umgebenen und von Zypressen bestandenen Zentralfriedhof, der die früheren Friedhöfe an den Pfarrkirchen innerhalb Venedigs ersetzte. Beerdigt in einer eigenen Abteilung des Friedhofs sind hier u.a. die Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari, Luigi Nono und Igor Stravinsky, der Dichter Ezra Pound, der Schriftsteller Joseph Brodsky und der Ballettimpresario Sergej Diaghilew.
Der ältere Teil des Friedhofs von San Michele ist so eingeteilt, dass die Angehörigen verschiedener Konfessionen in der Regel nur in dem der jeweiligen Konfession zugewiesenen Bereich bestattet worden sind. Man sieht dies sehr schön im evangelischen (protestantischen) Teil des Friedhofs, dort sind viele Gesandte aus nordischen Ländern (Protestanten) bestattet. Auch ein Bereich für Angehörige der Anglikanischen Kirche ist hier vorhanden.
Geschichte
Nachdem die Truppen Napoleons am 14. Mai 1797 Venedig besetzten und das Ende der Republik einläuteten, brachte der als "Frieden von Campo Formio" in die Geschichte eingegangene und am 17. Oktober 1797 unterzeichnete Vertrag zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg eine neue Herrschaft über die ehemalige Seerepublik. Der Große Rat hatte die Adelsrepublik bereits aufgelöst und die Macht übergeben. Das Gebiet der Republik wurde als Herzogtum Venedig 1798 an Österreich übergeben. Die eigentliche Geschichte des Friedhofs beginnt im Jahre 1804 mit der Verfügung des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte (Edict Napoleon) an die Stadt Venedig, zukünftig die Toten der Stadt auf der Insel San Cristoforo della Pace zu bestatten und hier einen allgemeinen Friedhof zu errichten.
Der ursprüngliche, bauliche Entwurf des Friedhofs aus dem Jahr 1808 wurde von Gian Antonio Selva erstellt. Die auszuführenden Arbeiten bestanden in der Konstruktion von Mauern entlang des Friedhofs verbunden mit einem monumentalen Eingang. Da sich der Platz für Bestattungen auf der Insel San Cristoforo schon bald als unzureichend erwies, wurde beschlossen, diese Insel mit der nahe gelegenen Insel San Michele zu vereinen, indem man den Kanal, der beide Inseln trennte, einfach zuschüttete. Diese Arbeiten wurden in den Jahren zwischen 1835 und 1839 ausgeführt. 1858 fand ein Wettbewerb zur Erweiterung und neuen Gestaltung des Friedhofs statt, den der italienische Ingenieur und Architekt Annibale Forcellini gewann.
Grundriss des Friedhofs
Sein Plan, den Grundriss des Friedhofs in der Form eines griechischen Kreuzes zu gestalten, wurde ausgeführt. Im Norden des Freidhofsareals befanden sich die Kirchen San Cristoforo della Pace (Sankt Christopherus) und die Renaissancekirche San Michele in Isola und die um 1530 von Guglielmo Bergamasco aus istrianischem Marmor errichtete sechseckige Cappella Emiliani, wobei die Kirche San Cristoforo noch auf dem Gebiet der früheren Insel San Cristoforo lag. Dies dokumentiert besonders schön ein Gemälde des venezianischen Malers Canaletto (1697 - 1768) aus dem Jahr 1722, dass die beiden Kirchen und Teile der Insel Murano vom Standpunkt der Fondamenta Nouve zeigt. Leider wurde die Kirche San Cristoforo della Pace und das zugehörige Augustinerkloster im Zuge der Säkularisation bereits 1806 abgerissen. Die Kirche auf dem Titelbild trägt den gleichen Namen wurde aber an anderer Stelle auf dem Friedhofsareal neuerrichtet.
San Cristoforo, San Michele und die Insel Murano aus der Sicht der Fondamenta Nuove
Canaletto (das Gebäude rechts ist die Kirche San Cristoforo)- eingebettet über Commons Wikimedia.
Weitere Vergrößerungen
Der Haupteingang im Süden ist als Wassertor mit zwei Seitenkapellen gekennzeichnet. In der Vergangenheit wurde das Tor alljährlich anläßlich des Festes der Toten verwendet, als eine von Booten gebildete Brücke die Fonadmenta Nuove mit diesem Eingang des Friedhofs verband. Der Erste Weltkrieg war der Anlass für eine weitere Vergrößerung des Friedhofs von San Michele. Hierzu wurde der Lagune ein großes Feld an der Ostseite der Insel abgerungen. Im Einklang mit dem zentralen Grundriss von Forcellini gibt es die griechisch-orthodoxen und protestantischen Abteilungen des Friedhofs, die zu den schönsten Teilen der Nekropole gehören. Hier befinden sich u.a. die Grabstätten von Sergej Diaghilew, dem Schöpfer des "Ballets Russes". Die Ballets Russes gelten als eines der bedeutendsten Ballettensembles des 20. Jahrhunderts. Sie wurden 1909 von dem russischen Impresario Sergej Diaghilew gegründet und waren unter seiner Leitung zunächst in Paris, wo sie am 19. Mai 1909 einen begeisternden ersten Auftritt hatten und später auch in Monte Carlo beheimatet.
Weiterhin die Gräber der Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari und Igor Stravinsky mit seiner Frau Vera, des Malers Emilio Vedova und der jungen russischen Aristokratin Sonia Kailensky, die unter dramatischen Umständen im Jahre 1907 in Venedig verstarb. In der evangelischen Abteilung des Friedhofs sind u.a. der Dichter Ezra Pound bestattet, Sir Ashley Clarke, britischer Botschafter in Italien und der Autor Joseph Brodsky, um nur einige zu nennen. Am 25. April 1882 wurde die venezianische Gesellschaft für Feuerbestattung (SOCREM) gegründet, die eine der ersten in Italien war. Nach einem Entwurf aus dem Jahr 1998 des britischen Architekten David Chipperfield erfolgte eine Erweiterung auf der Nord-Ostseite des Friedhofs, die zwischenzeitlich fast vollständig fertiggestelt wurde. Auch dies wird nicht die letzte Maßnahme dieser Art sein.
Aspasia Manos
Die kleine senkrecht an die Friedhofsmauer angelehnte Grabtafel erinnert an das einst hier befindliche Grab der Verstorbenen Aspasia Manos, der Gattin König Alexanders I. von Griechenland, die am 7. August 1972 in Venedig verstorben ist. Aspasia Manos wurde am 4. September 1896 in Athen geboren. Sie war die Tochter des griechischen Generals und Chefs des Königlichen Marstalls Petros Manos (1871 – 1918) und seiner Frau Maria Argyropoulou. Am 4. November 1919 heiratete sie König Alexander I. und führte fortan den Titel Prinzessin Aspasia. Am 25. Oktober 1920 (nur 27 Jahre alt) verstarb ihr Mann an den Folgen einer Blutvergiftung, die er sich aufgrund eines Affenbisses zugezogen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits schwanger und gebar am 25. März 1921 ihr einziges Kind Prinzessin Alexandra, die spätere Frau von König Peter II. von Jugoslawien. Sie wurde zuerst auf dem Friedhof San Michele in Venedig beigesetzt und später auf den Königlichen Friedhof in Tatoi (bei Athen) überführt, wo sie neben ihrer Tochter beigesetzt wurde.
Insel Sant’Ariano
Im Zusammenhang mit der Friedhofsinsel San Michele sollte man auch die Insel Sant’Ariano erwähnen, die in Richtung Nordosten hinter der Insel Torcello in der Laguna Norte liegt. Die einstige Klosterinsel Sant’Ariano diente als "Ossuarium" für die Friedhöfe der Umgebung und auch dem Friedhof von San Michele. Hinter einer heute undurchdringlichen Mauer von Brombeergestrüpp liegen mehrere Meter hoch die Knochen aus den Gräbern der Friedhöfe aufgeschichtet. Dadurch ist hier die allgemein übliche Übersetzung von Ossuarium in "Beinhaus" nicht ganz den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechend. Die Insel ist nur in den Randbereichen per Boot zugänglich.
Insel Murano
Das Zentrum der Glasherstellung in Venedig ist auch ansonsten sehr sehenswert und es lohnt sich, mal durch die Gassen der Insel zu streifen. Die Insel mit dem schönen Namen bietet mehr als nur Einblicke in die Werkstätten der Glasbläsereien. Kleine Kanäle, schöne Brücken und Häuser, einige alte Paläste und Villen, schöne Gärten und drei interessante Kirchen. Dazu noch das Museum Vetrario di Murano (Sammlung historischer Glaswaren) und noch einiges mehr....
Weitere Informationen zur Insel Murano in Venedig sehen Sie hier....!