Chiesa di San Tomà
Überblick
Die Chiesa di San Tomà (italienisch: San Tommaso) befindet sich im Sestiere San Polo in Venedig und ist eine katholische Kirche, die zum Patriarchart von Venedig gehört. Sie trägt das Patronat des Apostels Thomas und liegt am gleichnamigen Campo. Baubeginn der Kirche war im Jahr 973. Es erfolgten mehrere Umbauten und Renovierungen. 1652 wurde eine neue Fassade errichtet, wahrscheinlich nach den Plänen von dem Architekten und Baumeister Baldassare Longhena. Die Ausführung der Arbeiten erfolgten unter der Leitung von Giuseppe Sardi. 1742 wurde das alte Gebäude abgerissen und unter dem Architekten und Baumeister Francesco Bognolo neu erbaut. Das neue Kirchengebäude wurde im Stil des Barock errichtet.
In der Kirche San Tomà befinden sich u.a. Kunstwerke der Künstler Antonio Zucchi (1726 - 1795), Girolamo Campagna (Bildhauer - * 1549 in Verona; † 1625 in Venedig) und Jacopo Guaranà (1720 - 1808). Seit vielen Jahren ist die Kirche für die Öffentlichkeit geschlossen, da sie vom neokatechumenalen Diözesanzentrum des Patriarchats von Venedig genutzt wird. Die Vaporettostation (Linien 1 und 2) am Canal Grande heißt ebenfalls San Tomà und kann zur Besichtigung der Kirche von außen genutzt werden. Von hier führt ein kurzer Weg zum Campo San Tomà mit der schönen Kirche.
Chiesa di San Tomà
Die Kirche San Tomà wurde ursprünglich unter dem Patronat der Heiligen Sergio und Bacchus im Jahr 973 mit einem angrenzenden Kloster errichtet, in dem wahrscheinlich Benediktinerinnen dienten. Eine erste Renovierung erfuhr die Kirche im Jahre 1395. 1538 wurde der Innenraum unterteilt in eine dreischiffige Kirche. Sodann wurde die Kirche dem heiligen Thomas geweiht und dem weltlichen Klerus anvertraut. Später wurde San Tomà zur Pfarrkirche umgebaut. 1652 wurde auf der Grundlage eines ersten Projekts, vielleicht vom Architekten Baldassare Longhena, eine neue Fassade errichtet. Ausgeführt wurden die Arbeiten von Giuseppe Sardi. Zwischen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Spitze der Fassade mit fünf Statuen geschmückt.
Ab 1742 musste das baufällige Gebäude abgerissen und mit einer klassizistischen Fassade des Architekten Francesco Bognolo wieder aufgebaut werden, wobei der ursprüngliche skulpturale Apparat neu positioniert wurde. 1810 ging die Funktion als Pfarrei verloren und wurde der Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari übertragen. Danach wurde die Kirche für einige Jahre geschlossen, 1836 wurde sie den Konventualen (Franziskaner-Konventuale, Mitglied eines der drei Zweige der Franziskaner) übertragen, die 1840 rechts neben der Rückseite der Kirche eine elliptische Kapelle errichteten, in der sie die Relikte der geschlossenen Kirchen sammelten. 1867 ging die Kirche in den Staatsbesitz über, blieb aber weiterhin als Oratorium zugänglich. [1]
Architektur
Über dem Tympanon an der klassischen Fassade befindet sich die Skulpturengruppe des ungläubigen Thomas (San Tommaso) und an den Ecken Petrus und Jakobus, alle zwischen 1696 und 1699 von Francesco Cabianca geschaffen und nach dem Wiederaufbau verlegt. Während die folgenden zwei Paolo Callalo (1706/1707) zugeschriebenen Statuen, die ursprünglich an den äußersten Ecken der Kirchenflügel platziert waren, nun in die neuen Nischen verlegt wurden. Über der Tür auf der rechten Seite befindet sich der Sarkophag von Giovanni Priuli, ein Überbleibsel eines größeren Denkmals aus dem Jahr 1375, und auf der linken Seite eingemauert ist die große Spitzbogenlünette, die als Basrelief eine von den Brüdern verehrte Madonna darstellte.
Innenraum
Der Innenraum der Kirche San Tomà besitzt nur ein einziges Schiff und die Decke ist mit Fresken von Jacopo Guarana mit dem Martyrium des heiligen Thomas in der Quadratur von Giuseppe Moretti geschmückt. Auf dem ersten Altar rechts befindet sich das Altarbild der Madonna mit Heiligen von Vincenzo Guarana und auf dem dritten die Heimsuchung der Jungfrau von Pietro Tantini (1792). Im Presbyterium finden wir einige Werke der ursprünglichen Ausstattung: Auf dem Hauptaltar wird das Altarbild Incredulità di San Tommaso von Antonio Zanchi von den Statuen von San Pietro und San Tommaso von Gerolamo Campagna (1616) flankiert. Links ist der zweite Altar, der der nahe gelegenen Scuola dei Calegheri gehörte: Das Altarbild von San Marco heilt den Schuhmacher von Aniano stammt von Giovanni Fazioli (1789 oder früher) und wurde anstelle eines Gemäldes von Palma il Giovane aufgestellt. [1]
Scuola dei Calegheri
Die Scuola dei Calegheri (oder Scoletta dei Calegheri) ist ein historisches Gebäude am Campo San Tomà im Sestiere San Polo in Venedig. Sie gehörte zu den kleinen venezianischen Scuole. Die Gilde der Schuhmacher und Flickschuster (calegheri e zavatteri) erwarb das Gebäude im Jahr 1446 und restaurierte es laut Inschrift im Jahr 1478. Der Saal im Obergeschoss dient heute als öffentliche Bibliothek (Biblioteca di San Tomà) und kann zu den Öffnungszeiten besucht werden. Das Bauwerk gehört der Gotik an. Das Ergebnis späterer Umbauten sind die Läden im Erdgeschoss. In der Mittelachse der Fassade, die auf den Campo San Tomà weist, ist auf Höhe des ersten Stocks zwischen zwei großen Fenstern eine Schutzmantelmadonna im Hochrelief dargestellt. [2]
Dieses Kunstwerk des 14. Jahrhunderts stammt von der abgerissenen Kirche Santa Maria dei Servi. Es wurde erst 1928 an dieser Stelle angebracht. [2] Darunter befindet sich der Haupteingang. Die Lünette über dem Portal ist seit der Renovierung von 1479 mit einem Flachrelief geschmückt, das Pietro Lombardo zugeschrieben wird. In den Jahren 2002 bis 2003 wurde dieses Relief gereinigt, wobei Reste der ursprünglichen Bemalung und Vergoldung ans Licht kamen. Dargestellt ist der Evangelist Markus (der Stadtpatron von Venedig), der bei seiner Ankunft in Alexandria den Flickschuster Anianus (den Patron der Gilde) heilt. Dass die Bekehrung des Anianus ein Hauptbestandteil der Markuslegende ist, war für die venezianische Schuster- bzw. Flickschustergilde von großer Bedeutung. [2]
Anianus trägt die zeitgenössische orientalische Tracht, sieht also aus wie ein Moslem. Im Gegensatz zu anderen europäischen Kaufleuten waren Venezianer in den muslimischen Städten des Vorderen Orients kontinuierlich präsent und vermittelten den Künstlern ihrer Heimatstadt eine gute Kenntnis der dortigen Lebensweise, wofür dieses Relief, ebenso wie das Relief der Scuola Grande di San Marco, welches die gleiche Szene zum Thema hat, als Beispiel gelten kann. Die Oberschwelle zeigt die anlässlich der Renovierung angefertigte Inschrift mit drei im Relief dargestellten Schuhen. Das Obergeschoss, ehemals Versammlungsraum der Gilde, besitzt eine Reihe von Fresken des 15. Jahrhunderts. Dargestellt sind Mariae Verkündigung und Szenen aus Heiligenviten, darunter wieder St. Markus und St. Anianus in Alexandria. [2]
Weitere kleine Scuole in Venedig
- Scuola Dell'arte de Tiraoro e Battioro (San Stae)
- Scuola dei Calegheri (San Tomà)
- Scuola dei Mercanti (Madonna dell'Orto)
- Scuola dei Sartori - (Schule der Schneider)
- Scuola dei Boteri - (Schule der Büttner)
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di San Tomà basieren auf dem Artikel Chiesa di San Tomà (Stand vom 14.10.2021) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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2.: Die Informationen zur Scuola dei Calegheri in Venedig im Sestiere San Polo stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 16.06.2022!