Chiesa di San Samuele
Überblick
Die Chiesa di San Samuele ist eine katholische Kirche in Venedig in Italien. Sie befindet sich am gleichnamigen Campo im Sestiere San Marco. Direkt in unmittelbarer Nachbarschaft liegen der Palazzo Grassi und der Palazzo Malipiero. Die Fassade ist auf dem Campo San Samuele zurückgesetzt, steht aber vor dem Canal Grande. Die Kirche wurde nach dem biblischen Samuel benannt. Seine Reliquien werden traditionell im Kircheninneren verwahrt. Die Kirche wurde um das Jahr 1000 von den Familien Boldù und Soranzo erbaut. Im frühen 12. Jahrhundert wurde der Kirchenbau von zwei Bränden zerstört und dann rekonstruiert. Im Jahr 1685 wurde das Gebäude nochmals fast vollständig umgebaut.
Chiesa di San Samuele
Der Portikus vor der eigentlichen Fassade wird von einer Loggia, die 1952 hinzugefügt wurde, überragt. Im Innenraum, über dem Hochaltar, ist ein Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert zu sehen, das Paolo Veneziano zugeschrieben wird. Paolo Veneziano (* vor 1333; † nach 1358; auch Paolo da Venezia) war ein venezianischer Maler des ausgehenden Mittelalters. San Samuele ist eine der wenigen Kirchen in der Stadt, die einem alttestamentlichen Propheten und nicht einem römisch-katholischen Heiligen geweiht wurde. Weiterhin ist einzigartig, dass ihre spätgotische Apsis trotz der Umstrukturierung des Kirchenschiffs und der Fassade im Jahre 1685 intakt geblieben ist. Die Wände und Gewölbe dieser Apsis wurden ab 1999 restauriert und auf ihnen sind einige der wenigen überlebenden Freskenzyklen der frühen venezianischen Renaissance zu sehen.
Der Zyklus zeigt acht Sibyllen - griechische und römische weibliche Seher, von denen man glaubte, dass sie Ereignisse im Leben Christi vorausgesagt hätten, wie etwa die Verkündigung, die Kreuzigung und die Auferstehung. Das Gewölbe der Decke kennzeichnet die Heiligen Hieronymus, Augustinus, Ambrosius und Gregor, die vier Väter der westlichen Kirche, die in Rundungen und umgeben von Inschriften, in dekorativem Laub und Putti mit den Instrumenten der Passion umgeben sind. Über dem Hochaltar liegen die Fresken, die die Räume zwischen den Rippen der Kuppel einnehmen, Christus und die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Der Zyklus wurde traditionell der Schule von Padua oder Bologna zugeschrieben.
Im Jahr 1685 wurde die Kirche San Samuele als dreischiffiger Bau auf den Resten eines Vorgängerbaus vollständig neu errichtet. Der Komplex wird durch einen venezianisch-byzantinischen Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert vervollständigt. Nach San Samuele wurde auch das gleichnamige Teatro San Samuele benannt, das bereits im 19. Jahrhundert abgerissen werden musste. Vor der Kirche befindet sich die gleichnamige Vaporetto-Station (Linien 1 - 2 - N) - San Samuele. Zu beiden Seiten der Kirche San Samuele befinden sich zwei berühmte Paläste - der Palazzo Grassi, in dem heute viele Kunstausstellungen zu finden sind und der Palazzo Malipiero - gegenüber, auf der anderen Seite des Canal Grande, befindet sich das Museum Ca 'Rezzonico.
Kunst und Kultur
Die Chiesa di San Samuele wurde im 11. Jahrhundert erbaut und bereits im 17. Jahrhundert fand ein vollkommener Umbau statt. Der Campanile stammt aus dem 12. Jahrhundert. In der Kirche sind u.a. Kunstwerke von G. Pilotti, D. Heintz, P. und M. Liberi, G. Zompini, G. Menescardi, Fabio Canal (1703 - 1767), Gaspare Diziani (1689 - 1767) und Gregorio Lazzarini (1655 - 1730) zu sehen.
Heutzutage wird die Kirche auch zu Ausstellungszwecken genutzt. Vom 07.05.2019 - 24.11.2019 fand in der Kirche San Samuele in Venedig im Rahmen der 58. Kunst-Biennale die Illumination – Ways to Eureka von Lore Bert statt.
Madonna mit Kind
Das Gemälde Madonna mit Kind ist eine Ikone aus einem Kloster aus dem 12. - 13. Jahrhundert. Es handelt sich um eine sehr feine Arbeit orientalischer Goldschmiedekunst (1541) aus dem Kloster Ortocosta im südlichen Peloponnes (Griechenland). Das Kunstwerk ist auf Holz gemalt und zeigt die Verkündigung Mariens, die Apostel und Szenen aus dem Leben Jesu. Das Bild der Madonna delie Grazie, also der Jungfrau Ortocosta (oder vielmehr Artocosta), stammt aus der Kirche San Samuele. Es wurde 1541 von Francesco Barbaro von Nauplia (Griechenland) nach Venedig gebracht, um es vor den Türken zu retten, und wurde in der Kirche Santi Rocco und Margherita untergebracht, wo Cassandra Barbaro, die Schwester von Francesco, als Nonne lebte. Heute befindet sich an der Stelle des ehemaligen Klosters das Gästehaus Domus Ciliota am Campo San Stefano. Francesco Barbaro (* 1390 in Venedig; † 1454 ebenda) war ein bedeutender Humanist und Diplomat in Venedig aus der Familie Barbaro. Nach der Aufhebung von Kirchen und Klöstern in Venedig durch Napoleon schenkte die Äbtissin Maria Indrich es einem Priester der Kirche San Samuele (Giovanni Rossi), wo es weiterhin verehrt wurde.
Die Jungfrau wurde auf einer Holztafel gemalt, mit dem Kind in der rechten Hand, nach dem Typus der Odegetria, und mit einem reichen Silberüberzug bedeckt, der nur ihr Gesicht und das Gesicht des Kindes frei lässt. Der nach dem Transport nach Venedig entstandene Rahmen zeigt auf drei Seiten in geprägter Form die Reihe der zwölf Apostel im Wechsel mit den zwölf byzantinischen Festen (von denen eines fehlt), eine Arbeit venezianischer Goldschmiedekunst aus dem frühen 16. Jahrhundert. Auf der unteren Seite sind - entstanden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts - zwei Engel an den Seiten und die Jungfrau und der Erlöser in der Mitte zu sehen. Im Bild oben ist die Verkündigung zu sehen und unten links das Bild von Johannes Kantakouzenos, Sohn von Matthäus, Despot von Mystras auf dem Peloponnes, hinzugefügt während der Arbeiten an der Ikone (1380 - 1383), möglicherweise auf seine Kosten. Der Rahmen wurde um 1425 restauriert, während die Ikone der Jungfrau, ein sehr beliebtes Klosterwerk, aus dem 13. Jahrhundert stammen dürfte. Die Ikone wurde im Kloster Artocosta auf einem Hügel in Zaconia im Süden des Peloponnes verehrt.
Johann Christoph Maier notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Grundrissen und Kupfern - Erster Theil" von 1795:
"S. Samuele, Parrochie.
Diese Kirche ward 1000 von den Familien Soranzo und Boldu erbauet, durch die Feuersbrunft 1105 eingeäschert, in der Folge wieder hergestellet, und zuletzt 1683 ihrer Baufälligkeit wegen fast von Grund aus neu aufgeführt. Sie ist übrigens von schlechtem Ansehen und eben so schlechter Bauart. Von Hieron. Pilato, einem Schüler und guten Nachahmer des * Palma befinden sich hier drei Gemälde; nemlich ein Nachtmahl des Herrn; die Hinführung nach Golgatha, und ein „todter Christus. Das Altarblatt mit dem heiligen Joseph ist vom Cav. Liberi, die übrigen Figuren aber von einer andern Hand.“
* Anmerkung: Er meint Jacopo Palma der Jüngere (* um 1548 in Venedig; † 17. Oktober 1628 ebenda), ital. auch Palma (il) Giovane, ein italienischer Maler und Radierer.
„Ein anderes Altarblatt mit einem heiligen Priester, einer Heiligen und einigen Engeln, ist von Marco Liberi, einem Sohn des vorigen. In der Hauptcapelle mahlte der Cav. Bambini den König David im Begriff zu opfern. In der Nähe dieser Kirche stehet die Schule der Mäurer, deren Altarblatt von Conegliano Christum vorstellet, wie er dem Apostel Thomas seine Wunden zeigt. Zu diesem Kirchspiel gehört der Palast der Contarini, in welchem sich ehemals eine schöne Bibliothek befand, die Jacob Contarini mit großen Kosten sammelte und eine sehr vollständige Sammlung der venetianischen sowohl allgemeinen als besonderen Geschichte der Stadt...." [2]
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di San Samuele basieren auf dem Artikel "San Samuele" (Stand vom 17.03.2017) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Der Bericht über die Chiesa San Samuele in Venedig im Sestiere San Marco basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Grundrissen und Kupfern Erster Theil - Seiten 275 - 277" - erschienen im Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig, 1795, jetzt im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 11. Oktober 2019.