Molino Stucky
Überblick
An der Fondamenta San Biagio liegt die ehemalige Kornmühle Venedigs, Mulino Stucky genannt. Die fortschreitende Industrialisierung Venedigs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte das Gebiet westlich des Giudecca Kanals zu einer Wirtschaftszone. Hier ließ der Schweizer Unternehmer Giovanni Stucky um 1876 eine Dampfmühle und eine Nudelfabrik bauen. Auf dem Grundstück befand sich vorher das Kloster S.S. Biagio e Cataldo. Ein deutscher Architekt entwarf diesen achtstöckigen Komplex, der schon 1955 wieder geschlossen wurde. 2003 brannte das Gebäude teilweise aus und beherbergt nach der Restaurierung das 5 Sterne Hotel Hilton. Andere Teile der Fabrik wurden in Werkstätten umgewandelt.
Geschichte
Der Molino Stucky (Stucky-Mühle) ist eine ehemalige Getreidemühle am westlichen Ende der Insel Giudecca in Venedig. Die alte Mühle gilt als Venedigs bedeutendstes Industriedenkmal. Das Gebäude wurde zu Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrage der Unternehmers Giovanni Stucky in einem für Italien sehr ungewöhnlichen, neugotischen Baustil aus Backsteinen errichtet. Daher erinnert es, auch durch die Lage direkt am Canale della Giudecca, eher an Speicherhäuser in nordeuropäischen Häfen. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war der Molino Stucky die größte Mühle Italiens. Nach der Schließung im Jahre 1955 und langen Jahren des Leerstands begann Ende des 20. Jahrhunderts der Umbau, wobei Wohnungen, ein Hotel und ein Kongresszentrum entstanden. Diese Arbeiten wurden 2003 durch einen Großbrand unterbrochen.
Gründung
Die Industrialisierung Venedigs begann 1847 mit dem Bau des Eisenbahndammes zum Festland und der Erweiterung des Handelshafens ab 1860. Die Gegend um den westlichen Teil des Canale della Giudecca wurde neues Wirtschaftszentrum. Der Unternehmer Giovanni Stucky (1843 - 1910), Sohn eines Schweizers und einer Venezianerin, hatte in Treviso, Wien und in der Schweiz in der Mühlenindustrie als Monteur gearbeitet. 1881 erwarb er das Gelände des ehemaligen Benediktinerinnenklosters SS. Biagio e Cataldo auf der Insel Giudecca, direkt gegenüber dem Inselteil Sacca Fisola, und ließ Kloster und Kirche abreißen. Auf dem Grundstück wurde ab 1883 eine Dampfmühle errichtet, zuerst als einfaches, würfelförmiges Ziegelgebäude.
Erweiterung
Die Fabrik beschäftigte bis zu 1500 Arbeiter durchgehend 24 Stunden, und produzierte bis zu 250 Tonnen Mehl täglich. Eine Erweiterung wurde bald notwendig. Im Jahre 1894 wurde damit der aus Hannover (Deutschland) stammende Architekt Ernst Wullekopf beauftragt. Ein Jahr später, 1895, wurde der neue, bis zu neun Stockwerke umfassende Ziegelbau im Stil der norddeutschen Backsteingotik fertiggestellt. Im Inneren basierte er auf einer Konstruktion mit gusseisernen Säulen und Holzbalkendecken. Vorbild für das Gebäude war ein von Wullekopf 1883 für die Gilde-Brauerei in Hannover (Deutschland) errichtetes Malzsilo. Das Urteil der zuständigen Baukommission fiel zwar negativ aus, da der Bau mit der vorhandenen venezianischen Architektur nicht harmonierte, doch wurde der Entwurf fast unverändert umgesetzt. Die Fassade wurde mit der Zeit ein bekanntes Symbol der Industriearchitektur in Italien.
Krisenjahre
Die gesamte Fabrik war vor dem Ersten Weltkrieg eine der modernsten und produktivsten Kornmühlen Europas und wurde bald elektrisch betrieben. Neue Gebäude wurden hinzu gefügt, so 1903 eine Teigwarenfabrik und 1907 ein neues Silo. 1912 umfasste das Fabrikgelände 3 Hektar. Nach dem Tod Stuckys 1910 wurde sein Sohn Giancarlo sein Nachfolger. Erste Anzeichen einer Krise gab es in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Später stieg die Produktion wieder an, während des Zweiten Weltkriegs kam es jedoch zu einem entscheidenden Einschnitt: 1943 beschlagnahmen die deutschen Truppen die Mühle, und die Familie Stucky verließ, nach dem Tode von Giancarlo, endgültig das Unternehmen. Nach dem Krieg konnte die Fabrik der Konkurrenz, die mittlerweile auf dem Festland Fabriken errichtet hatte, nicht mehr folgen. Die Maschinen veralteten und im Jahre 1955 musste die Produktion für immer eingestellt werden.
...neues Konzept...
Am Nachmittag des 15. April 2003 wurde der für das Hotel vorgesehene, architektonisch interessanteste Teil des Gebäudes - der ehemalige Kornspeicher mit dem turmartigen Gebäudeteil von Wullekopf - bei einem Brand zu einem Großteil zerstört. Die Außenwand am Rio di San Biagio kollabierte und stürzte in den Kanal. Der Brand konnte mit Unterstützung von zwei Hubschraubern gelöscht werden. Es wurde wegen des Verdachts auf Brandstiftung ermittelt, und Erinnerungen an den Brand des Teatro La Fenice kamen auf. Wenige Wochen später wurde mit der äußeren Rekonstruktion der beschädigten Gebäudeteile begonnen, wobei man jedoch von den ehemals strengen Auflagen der Denkmalpflege im Inneren befreit war. Die Eröffnung des 380-Betten-Hotels Molino Stucky Hilton mit angeschlossenem Kongresszentrum für 1500 Personen fand am 1. Juni 2007 statt. [1]
Das untenstehende Video zeigt Impressionen von der Insel Giudecca und vom Canale della Giudecca in Venedig- die am stärksten frequentierte Wasserstraße in Venedig!
Rundgang Guidecca
Hier stelle ich Ihnen einen Rundgang auf der Insel Giudecca vor, den ich selbst so durchgeführt habe und der mit den Besichtigungszeiten der Kirchen im Einklang steht. Da die Kirchen in der Mittagszeit verschlossen sind, kann dieser Rundgang entweder frühmorgens oder am Nachmittag begonnen werden. Wir beginnen im westlichen Teil der Insel - Vaporetto-Anlegestelle "Sacca Fisola" - und gehen direkt gerade aus an einigen Wohnhäusern vorbei zum Campo della Chiesa, wo die neue Kirche San Gerardo Sagredo zu finden ist. Hinter dieser Kirche befindet sich auch das (überdachte) Schwimmbad der Insel (außer Betrieb - Stand 2012). Weiter geht es vom Campo über die Calle Manlio Dazzi zur Brücke (Ponte Lavraneri), die über einen recht großen Kanal....
Weitere Informationen zum Rundgang auf der Insel Giudecca in der Lagune von Venedig finden Sie hier....!
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Stucky-Mühle basieren auf dem Artikel "Molino Stucky" (Stand vom 29.10.2008) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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