Chiesa di Santa Sofia
Venedig - Chiesa di Santa Sofia
...liegt ziemlich versteckt...
Überblick
Direkt an der Strada Nova auf der rechten Seite in Richtung Ferrovia (Bahnhof Santa Lucia) liegt die kleine Kirche Santa Sofia im Sestiere Cannaregio. Von der Straße aus kaum zu bemerken - lediglich ein Schild am bescheidenen Eingang zwischen Geschäften weist auf das Vorhandensein dieser Kirche hin. Den zugehörigen Campanile kann man nur von Weitem dieser Kirche zuordnen, weil man ihn im Gewirr der Gassen kaum wahrnimmt. Die Chiesa Santa Sofia im Sestiere Cannaregio wurde im Stil der Romanik erbaut und wirkt von innen sehr ruhig. Der Kirchenbau ist dreischiffig und wird in der Mitte von einem Tonnengewölbe gekrönt. Ganz in der Nähe der Kirche befindet sich die Galleria Franchetti (Casa d'Oro).
Venedig - Chiesa di Santa Sofia
Die Chiesa Santa Sofia ist eine katholische Kirche in Venedig, Region Veneto, Norditalien. Sie gehört zur Diözese des Patriarchats von Venedig. Das Gebäude befindet sich an der vielbegangenen Strada Nova im Sestiere Cannaregio. Die Kirche ist der heiligen Sophia (Sophia von Rom) geweiht, einer frühchristlichen Märtyrin des 3. Jahrhunderts, die um 304 während der Diokletianischen Christenverfolgung starb. Das Kirchengebäude wurde im Architekturstil der Romanik errichtet. Der Baubeginn erfolgte im Jahre 1020, endgültig fertiggestellt wurde die Kirche im Jahr 1534. Eine Überarbeitung des Gebäudes fand gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter der Leitung des Architekten Antonio Gaspari (1656 – 1723) statt.
Geschichte
Der Auftrag zur Errichtung einer ersten Kirche an dieser Stelle stammte von der Familie Gussoni, einer Adelsfamilie aus Venedig und von Giorgio Tribune, die zusammen im Jahr 1020 ein Kirchengebäude mit drei Schiffen und einer oktagonalen Apsis errichten ließen. Diese Kirche war sehr beliebt beim italienischen Komponisten Benedetto Marcello (1686 - 1739), der aus Venedig stammte. Hier erarbeitete er die berühmten sogenannten Psalmenparaphrasen, hier sollte seine Beerdigung stattfinden. Im 19. Jahrhundert veränderte die Kirche ihr Aussehen. Das Kirchengebäude wurde verkleinert, weil in dieser Zeit die Strada Nova gebaut wurde und die Kirche mit ihrer damaligen Größe (Länge?) wohl im Wege stand.
Venedig - Chiesa di Santa Sofia
Gedenktafel der Kriegstoten 1940 - 1945 der Pfarrei San Felice an der Außenwand
Im Zuge der Säkularisation wurde die Kirche im Jahr 1810 geschlossen und an einen Händler verkauft. Dieser benutzte die Kirchenräume als Lager für Altmöbel. Im Jahr 1836 wurde die Kirche Santa Sofia als Filialkirche der Pfarrei San Felice für den Gottesdienst wiedereröffnet. Heute ist die Kirche als solche nicht erkennbar, weil ein Wohnhaus die Fassade verdeckt, lediglich die Spitze des Daches und der Campanile weisen das Gebäude als Kirche aus. Das Gebäude wurde in den Jahren nach seiner Fertigstellung mehrfach umgebaut und restauriert, zuerst wahrscheinlich nach Brandschäden um 1225, dann im fünfzehnten Jahrhundert, sodann im Jahr 1508 und die letzte Veränderung im späten siebzehnten Jahrhundert unter Antonio Gaspari, der dem Gebäude das heutige Aussehen verlieh.
Heute betritt man die Kirche durch einen Vorraum zwischen den Häusern an der Strada Nova. Der Turm behielt zum Teil seine ursprüngliche Länge, man kann aber aufgrund der Baustruktur erkennen, dass wahrscheinlich aufgrund von Stabilitätsproblemen die Größe verändert wurde. Vor der Reduzierung des Kirchengebäudes wurde die auf den Campo ausgerichtete Fassade durch mehrere Pilaster unterteilt und enthielt ein großes, halbrundes Fenster. Der basilikale Innenraum ist dreischiffig. Am Zugang zum Hochaltar und an den Seiten stehen vier Marmorstatuen aus der Schule von Antonio Rizzo (1430 - 1499?), die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen und ursprünglich aus der Chiesa Santa Maria dei Servi stammen sollen. Es sind dies: Sankt Lukas, Sankt Andreas, Sankt Cosmas und Sankt Damian. Oberhalb der Seitentür an der rechten Wand ist das Gemälde „Toter Christus mit Engeln“ aus der Schule von Palma dem Jüngeren zu sehen.
Ursprünglich war die Kirche reicher dekoriert, aber nach der Schließung 1810 wurden einige Kunstwerke auf andere Kirchen verteilt oder kamen zur Gallerie dell'Accademia. Im Presbyterium der Kirche sind u.a. folgende Kunstwerke zu sehen: ein Gemälde der Taufe Christi, das heute Daniel Heintz zugeschrieben wird; zwei Gemälde aus der Bassano-Schule - „Christus im Tempel“ und „Anbetung der Könige“. Auf dem zweiten Altar zur Linken: eine gotische Skulptur „Madonna mit Kind“ - eine Arbeit, die dem flämischen Bildhauer André Beauneveu zugeschrieben wird und auch aus der Servitenkirche stammen soll. Weiterhin ein „St. Antonius von Padua“ von Girolamo Brusaferro und „St. Veneranda“ von Giovanni Battista Maganza dem Jüngeren. [1]
Komponist Benedetto Marcello (1686 - 1739)
Benedetto Marcello (1686 - 1739)
Porträt des Musikers von Vincenzo Roscioni - Foto: Wikipedia (Public domain)
Der Musiker Benedetto Giacomo Marcello wurde am 24. Juni oder 24. Juli 1686 in Venedig geboren. Er war, wie auch sein Bruder Alessandro Marcello, ein italienischer Komponist des Barocks. Benedetto Marcello entstammte einer venezianischen Advokatenfamilie, und so lag es nahe, dass auch er Jura studierte. 1711 wurde er in den Rat der Vierzig gewählt; dieses Amt bekleidete er 14 Jahre lang. 1730 wurde er als Provveditore (Gouverneur)....
Weitere Informationen zum Komponisten Benedetto Giacomo Marcello aus Venedig finden Sie hier....!
Venedig - Chiesa di Santa Sofia
...links neben dem Portal....
Johann Christoph Maier notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern - Band 3" von 1787:
„S.Soffia, oder della S. Sapienza, Parrochie.
Diese Kirche hat ihren Ursprung von der Familie Graussona, oder Gussona, wie andere wollen, 1020. Sie ist von alter Bauart, und hat sieben Altäre. Der Hochaltar wurde in neuern Zeiten in eine bessere und schönere Form gebracht. Sein Altarblatt ist eines der ersten Werke des Francesco Bassano, und enthält Christum, einer Menge Volks predigend. Das Gemälde mit der Verkündigung Maria ist von Palma. Von eben demselben sind die Thüren der Orgel, mit dem Besuch der Weisen und dem St. Marcus und Johannes dem Täufer gemahlt. Jezt stehen sie aber an der nächsten Wand. Am Erker der Orgel ist ein schönes Gemälde von Leandro Bassano, das den Besuch der Hirten bei dem neugebohrnen Christus vorstellet. Ein anderes grosses Gemälde von ihm enthält die Geburt Johannis des Täufers. Ein Gemälde von Domenico Tintoretto das Verlöbnis der Maria und Josephs; und ein anderes eine andere heilige Geschichte nebst einigen Abbildungen. Ueber der Sacristeithüre ist ein großes Gemälde von Paul Veronese mit dem Nachtmahl Christi“.
„Lionardo Corona mahlte die aufgenommene Madonna; Baldissera d'Anna in einem grossen Gemälde die Kreuzigung Christi. Ein anderes Gemälde yon Gio. Segala* enthält die Madonna, verschiedene Heilige, und das Sinnbild der Republik, eine vortreffliche Vorstellung. Das Gemälde mit dem heiligen Lorenzo Giustiniani ist von Angelo Trevisani*, Daniel Heinz mahlte die Taufe Christi. Dicht an dieser Kirche liegt die Schule der Mahler, wo man verschiedene Werke von Palma, Liberi und D. Strozza findet“. [2]
*Anmerkung:
Angelo Trevisani (1700 - 1750) war ein venezianischer Historienmaler, Schüler von Gregorio Lazzarini.
Giovanni Segala (1663 - 1720) war ein venezianischer Maler. Er wurde 1663 in Murano geboren. Segala studierte bei Antonio Zanchi. Er war auch Schüler von Pietro della Vecchia und wurde von seinem Zeitgenossen Gregorio Lazzarini beeinflusst.
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di Santa Sofia in Venedig im Sestiere Cannaregio basieren auf dem Artikel Chiesa di Santa Sofia (Stand vom 28.11.2015) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Die Beschreibung der Kirche Santa Sofia in Venedig im Sestiere Cannaregio basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern Erster Theil - erschienen im Verlag Christian Gottlieb Hertel, Frankfurt und Leipzig, 1787, jetzt im Besitz der Bayrischen Staatsbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 08. April 2017.