Chiesa Santa Maria della Misericordia
Venedig - Chiesa Santa Maria della Misericordia
Fassade am Campo de i'Abazzia
Überblick
Venedig - Chiesa Santa Maria della Misericordia
Ansicht der Scuola, des Campanile und Teile des Klosters - Ansicht aus der Lagune
Die Chiesa Santa Maria della Misericordia (italienisch: Santa Maria dell'Abbazia della Misericordia) am gleichnamigen Campo ist eine ehemalige katholische Kirche im Sestiere Cannaregio in Venedig in der Region Veneto. Sie gehörte zur Diözese im Patriarchat von Venedig. Die religiöse Bauwerk wurde im gotischen Baustil errichtet. Sie ist auch unter dem Namen Santa Maria di Val Verde bekannt. Dieser Name stammt von der Insel (Val Verde) im Bezirk von Cannaregio, auf der Kloster und Kirche gegründet wurden. Die kirchlichen Gebäude nehmen einen großen Platz ein auf dieser Insel; direkt hinter dem Kloster befindet sich sogar ein Park und einige Gewächshäuser sind zu sehen. Vor der Insel mit den kirchlichen Gebäuden - im Nordosten - befindet sich die sogenannte Sacca della Misercordia, eine natürliche Bucht, in der sich heute ein Yachthafen befindet.
Die Kirche war ursprünglich die Klosterkirche eines Ordens, der sich schon vor langer Zeit von diesem Platz entfernte. Eine erste Kirche an diesem Platz wurde im 10. Jahrhundert gegründet. Die im 17. Jahrhundert erneuerte Fassade der Klosterkirche wurde entworfen von Clemente Moli, einem Schüler von Bernini; sie wurde zwischen 1651 und 1659 erbaut. Fertiggestellt wurde die Fassade 1659 von dem Patrizier Gaspare Moro. Die Schaufassade enthält ein paar allegorische Statuen, darunter eine Büste von Gaspare Moro, die vom Künstler Clemente Moli geschaffen wurden. Auf der rechten Seite der Kirche befindet sich ein Basrelief aus dem 17. Jahrhundert, das die „Madonna mit dem Kind“ darstellt.
Chiesa Santa Maria della Misericordia
Venedig - Chiesa Santa Maria della Misericordia
Links: Scuola vecchia della Misericordia - Rechts: Fassade der Kirche
Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert geschlossen. Die Kirche besaß u.a. Kunstwerke von Clemente Moli, einem ehemaligen Archtikten und Maler, der auch für den königlichen Hof in Polen tätig war, Giuseppe Camerata, Damiano Mazza und Antonio Parolo. Der erste Name der Kirche hier an dieser Stelle war Santa Maria di Val Verde. Im 13. Jahrhundert erfolgte ein umfassender Umbau der Kirche- jetzt mit dem Namen Santa Maria della Misericordia. Ob dies mit der Gründung der Scuola Grande di Santa Maria della Misericordia zusammenhängt, die seit dem 14. Jahrhundert hier existierte, ist bis heute nicht ganz geklärt. In der Nähe der Scuola befand sich das Kloster, ein Krankenhaus und weitere Gebäude, die mildtätigen Zwecken dienten.
Scuola Grande della Misericordia
Geschichte
Bereits im Jahr 936 ist die Spur einer ersten Kirche in diesem Bereich von Venedig zu finden. Um 939 wurde der Bau der Kirche fertiggestellt und eingeweiht. Erbauer war Cesare dei Giuli, der auch Andreardi genannt wurde. Die Kirche ist eng mit der Geschichte der Patrizierfamilie Moro verknüpft. Wie zuvor erwähnt, erfolgte im 13. Jahrhundert ein kompletter Umbau. Die Kirche verlor ihre byzantinische Struktur und wurde im Stil der Gotik umgebaut. Die Giebelfassade wurde aus istrischem Stein errichtet mit zwei Fenstern und einem beeindruckenden Rosettenfenster. Die Abteikirche war der Barmherzigkeit Mariens geweiht und neben der Kirche befand sich die alte Scuola Santa Maria della Misericordia. Das Kirchengebäude besteht aus nur einem Kirchenschiff mit insgesamt drei Altären.
Die Fassade wurde im Jahre 1650 wieder aufgebaut, dies wird in einer Inschrift über dem rechten Fenster der Fassade dokumentiert, auf Kosten des „patrizio Gaspare Moro“, dessen Familie seit dem 13. Jahrhundert die Schirmherrschaft der Kirche innehatte. Sie ist mit allegorischen Statuen und einer Büste des Moro geschmückt. Einige Werke sind von Clemente Moli, einem Schüler von Bernini. Auf der rechten Seite unter einer Art Thermenfenster mit Segmentgiebel befindet sich ein Relief der Madonna mit Kind aus dem 17. Jahrhundert mit der Aufschrift: MAT. DNI / IKS. XPS. Opera Clemente Moli. Über dem Rundgiebel der Fassade thront die Madonna della Misericordia. Über dem schön gestalteten Portal der Kirche befindet sich folgende lateinische Inschrift:
Sacrosanctae Vaticanae Basilicae Perpetuo Aggregata - deutsch: für ewig dem Vatican zugeordnet!
Venedig - Chiesa Santa Maria della Misericordia
Fassade - Detail der Büste des Gaspare Moro
Aufgrund der napoleonischen Edikte wurden die Kirche und das Kloster Santa Maria della Misericordia zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschlossen. Schon zu dieser Zeit befand sich die Kirche in einem schlechten Zustand. Später fanden dann eine Reihe von Renovierungsarbeiten statt, die bis 1864 dauerten. Im Jahr 1890 beherbergte das Kloster ein Lazarett und die Kirche wurde wieder ein Ort des Gebetes. Die letzte heilige Messe wurde am 17. August 1967 gefeiert. Im Jahr 1969 wurde die Kirche endgültig geschlossen und dekonsekriert [1]. Heute wird die entweihte Kirche für private Zwecke verwendet, zum einen teils als Lagerraum, zum anderen kann der Raum auch privat gemietet werden. In dieser Kirche wurden Szenen für den James Bond Film „Moonraker“ mit Roger Moore gedreht, auch Klaus Kinski nutzte die Kirche für den Film Nosferatu - Phantom der Nacht. Auch der deutsche Fußballer Bastian Schweinsteiger und seine Frau Ana Ivanovic haben hier geheiratet.
Biennale in Venedig
Venedig - Chiesa Santa Maria della Misericordia
Innenansicht der Kirche während einer Austellung der Biennale in Venedig - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)
Auch im Rahmen der Biennale wurden die Tore der Kirche zwischenzeitlich wieder geöffnet: der aus der Schweiz stammende Künstler Christoph Büchel verwandelte den Innenraum der ehemaligen Chiesa Santa Maria della Misericordia in eine Moschee. Für die Internationale Kunstausstellung im Rahmen der Biennale in Venedig war diese Kirche Teil einer Ausstellung, die am 9. Mai 2015 eröffnet wurde. Die Kirche fungierte als isländischer Pavillon des Künstlers Christoph Büchel, der hier eine Moschee installierte und sich viel Ärger einhandelte. Die Ausstellung war für die Öffentlichkeit zugänglich und wurde als „Die Moschee“ betitelt. Der Raum wurde komplett als Moschee umgestaltet. Er enthielt ein Mihrab, das in Richtung Mekka wies, einen Raum zum Waschen im Presbyterium, einen großen Teppich und Koranverse an den Wänden. Am 22. Mai 2015 verfügte die Gemeindepolizei von Venedig die sofortige Schließung der Kirche wegen Ordnungswidrigkeiten bei der Ausführung der Installation. Tatsache ist: Es lagen mehrere Anzeigen vor, einige Besucher weigerten sich, die Schuhe auszuziehen, man sprach sogar von Schändung des Gebäudes. Dies kann allerdings nicht der Fall sein, denn die Kirche wurde bereits im Jahr 1969 dekonsekriert!
Johann Christoph Maier notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern - Band 3" von 1787:
„S. Maria di Misericordia.
Diese Abtei ward in den Jahren 939 von Cesare dei Giuli, auch Andreardi genannt, errichtet; und diente zuerst einigen Eremiten zur Wohnung, nachher aber etlichen Mönchen unter Anführung eines Priors. Als aber die Pest alle ihre Bewohner bis auf den einzigen Prior hinraffte, so erhielt dieser vom Pabst die Erlaubniss, ein Testament zu machen, worin er dann der Familie Moro das Juspatronat überlies. Die ganze Ansicht der Kirche ist mit harten istrischen Steinen bekleidet, und mit corinthischen Pilastern geziert, die den Giebel trugen , über welchem drei Bilder stehen, die in der Mitte die heilige Jungfrau, und seitwärts zwei anbetende Engel vorstellen. Zwei andere Figuren in mehr als Lebensgröße, deren eine die Beständigkeit, die andere die Barmherzigkeit vorstellen, stehen dem Portal zur Seite; alle aber sind von Clemente Moli, dem Baumeister dieser Ansicht, aus schönem Marmor gebildet. Ueber dem Portal ist das schöne Monument des Kaspar Moro, nebst seiner Abbildung in Marmor von eben diesem Meister“.
Venedig - Chiesa Santa Maria della Misericordia
Portal
„Ein schönes Altarblatt von Giambattista da Conegliano in seiner besten Manier enthält eine Vorstellung des jungen Tobias in Begleitung des Engels, nebst den Bildern des St. Jacobus und St. Niclas. Von Bonifacio* findet sich hier ein Gemälde mit Johannes dem Täufer und St. Marcus. Das Altarblatt des ersten Altars zur Rechten, mit dem heiligen Petrus, Paulus und Christiana von zwei Engeln gekrönt, ist von Damiano Mazza, einem guten Schüler Tizians; aber nicht sonderlich wohl erhalten.
Die Prioren dieser Abtei wurden auf ihr Ansuchen von Klemens VIII. mit dem Bischofshut und priesterlichen Kleidung beschenkt. Der Prior, der dieses bewirkte, hiess Girolamo Savina, und starb, wie man aus seiner Grabschrift ersiehet, am Gifte, das man ihm in den Kelch warf. Nicht weit von hier ist ein kleines Hospital, in welchem einige arme Weibspersonen aufgenommen und verpflegt werden“. [2]
*Anmerkung: Er meint den Maler Bonifacio de’ Pitati, auch als Bonifacio Veronese bekannt, geb.: 1487 in Verona; gest.: 1553 in Venedig.
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa Santa Maria della Misericordia in Venedig im Sestiere Cannaregio basieren auf dem Artikel Chiesa dell'Abbazia della Misericordia (Stand vom 05.06.2016) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Die Beschreibung der Kirche Santa Maria della Misericordia in Venedig im Sestiere Cannaregio basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Landkarten und Kupfern Erster Theil - erschienen im Verlag Christian Gottlieb Hertel, Frankfurt und Leipzig, 1787, jetzt im Besitz der Bayrischen Staatsbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 08. April 2017.