Chiesa di San Zulian
Venedig - Chiesa di San Zulian
Figur des Stifters der Fassade - Tommaso Rangone - dargestellt in seiner Studierstube....
Überblick
Die Venezianer nennen diese Kirche San Zulian, während sie in im standarditalienisch als San Giuliano bezeichnet wird. Das Bauwerk ist eine Renaissance-Kirche in Venedig. Erbaut wurde sie von Jacopo Sansovino und nach dessen Tod von Alessandro Vittoria. San Zulian liegt am gleichnamigen Campo im Sestiere San Marco in der Nähe des Markusplatzes. Die Gemeinde gehört zur Pfarrei San Salvatore. Wegen der Enge in den kleinen Gassen und der starken Bebauung in diesem Bereich des Sestiere San Marco kann die Fassade der Kirche von keinem Punkt aus vollständig eingesehen werden.
Chiesa di San Zulian
Eine erste Kirche wurde an dieser Stelle im 9. Jahrhundert errichtet, im Laufe der Zeit mehrmals umgestaltet und nach der großen Feuersbrunst von 1105, der auch die alte Markuskirche und der Dogenpalast zum Opfer fielen, vollständig neu erbaut. Ab 1553, nach der Stiftung einer neuen Fassade durch Tommaso Rangone, wurde die gesamte Kirche, die sich bei Baubeginn der Fassade als baufällig erwiesen hatte, nach den Plänen Sansovinos vollständig neu gestaltet. Sansovino (1486 - 1570), der von Alessandro Vittoria (1525 - 1608) unterstützt wurde und der den Bau nach Sansovinos Tod vollendet hat, entwarf einen einfachen Saalbau mit angrenzendem Presbyterium.
Architektur
Die Fassade ist in zwei Geschosse und drei Abschnitte gegliedert und wird mit einem Dreiecksgiebel abgeschlossen. Der Risalit im Untergeschoss bildet zugleich einen Triumphbogen für das Denkmal des Stifters über dem Portal. Der Innenraum bildet einen würfelförmigen Saal mit Chorkapelle und drei Kapellen an einer Seite. Der Raum bleibt, bis auf das Presbyterium ungegliedert. Beleuchtet wird er durch das große Thermenfenster des Presbyteriums. An den Wänden der Kirche hängen großformatige Gemälde von Malern des 16. und 17. Jahrhunderts. Das Hauptbild in der geschnitzten und vergoldeten Decke zeigt den Triumph des Kirchenpatrons, des Heiligen Julian von Palma il Giovane (1548 - 1628).
Das Gemälde wird begleitet von vier kleineren Bildern mit den vier Kardinaltugenden. Die architektonisch aufwändig gestalteten Seitenaltäre enthalten Altarbilder von Paolo Veronese (1528 - 1588) „Der tote Christus wird von Engeln zum Himmel getragen“ und von Palma Giovane (Assunta - Himmelfahrt Mariens). Die Orgel wurde von Gaetano Callido gefertigt. Sie stammt aus dem Jahr 1764 und besitzt die Nummer 12. Stifter der Fassade war der aus Ravenna stammende erfolgreiche Arzt und Astrologe Tommaso Rangone, der sich zunächst an der Frontseite von San Geminiano, gegenüber vom Markusplatz (abgerissen unter Napoleon), verewigen wollte, was jedoch vom Senat der Stadt abgelehnt wurde.
Daraufhin stiftete er für die erneuerungsbedürftige Kirche San Zulian in der Merceria eine neue Fassade. Nun thront er lebensgroß als (ehemals vergoldete) Bronzefigur in seiner Studierstube über einem schlichten Steinsarkophag, umgeben von den Requisiten eines humanistischen Gelehrten, Erd- und Himmelsglobus, Büchern und Lesepult. In der rechten Hand hält er zwei Pflanzen, und zwar eine Stechwinde (Sarsaparilla) und eine Guajak-Pflanze (Guaiacum officinale), mit denen er Syphilis und Gelbfieber zu behandeln pflegte. Inschriftentafeln in griechischer und hebräischer Sprache rühmen den Stifter.
Öffnungszeiten täglich 08:30 bis 18:30 Uhr - im Winter bis 17.00 Uhr.
Beschreibung von Johann Christoph Maier
Venedig - Chiesa di San Zulian
Fassade - Blick auf den Dreiecksgiebel und die Inschrift zur Ehrung des Kirchengründers
Johann Christoph Maier notiert in seinem Werk "Beschreibung von Venedig - Mit Grundrissen und Kupfern - Erster Theil" von 1795:
60) S. Giuliano, Parrochie.
Diese Kirche entstand 832 durch die fromme Mildthätigkeit des Johann Marturio (wie Dandolo in seiner Chronik meldet), der während der Verbannung des Dogen Johann Participatio in Gemeinschaft mit Orso, Bischof von Castello, und Basilio Trasimondo, die Angelegenheiten der Regierung besorgte. 1105 wurde sie nebst 22 andern Pfarrkirchen eingeäschert, und darauf von der Familie Balbi wieder hergestellt. Da sie um die Mitte des 16. Jahrhunderts eine Ausbesserung nöthig hatte, so ließ Thomas Rangone, der unter dem Namen des Philologus Ravenna bekannt ist, die marmorne Ansicht nach Sansovins Zeichnung aufführen. Indem man aber mit der Grundlage derselben beschäftiget war, so fiel in einer Nacht das ganze Dachwerk zusammen. Man musste also auf eine völlige Wiederherstellung der Kirche bedacht seyn, wozu gedachter Thomas das Modell durch Sansovin verfertigen ließ, und dabei verordnete, dass man es bei seinem Leichenbegängniss hinter seinem Sarge nachtragen sollte.“ [2]
„Er verlangte ferner, dass über dem Portal sein Bildniss in Bronze nach dem Leben gegossen aufgestellt würde, und erhielt dazu 1553 vom Senat die Erlaubnis. Um seines Nahmensgedächtniss noch mehr zu verewigen, oder der Nachwelt ein redendes Denkmal seiner Eitelkeit und Narrheit zu hinterlassen, ließ er einen grossen Theil der Ansicht mit hebräischen, griechischen und lateinischen Inschriften bekleksen, die alle, jedoch auf verschiedtne Art, seine Gelehrsamkeit zur Schau tragen, und seinen Ruhm verkündigen. Auch die Hauptcapelle ward damit nicht verschont. Ueberall, wo nur ein Raum zu finden war, klebt der lächerlich eitle Thomas Philologus Kavenas, Physicus etc.“ [2]
„Der Hochaltar, über welchem der vorgebliche Leichnam St. Pauls, des ersten Eremiten, in einem zierlichen marmornen Sarge ruhet, hat vier Säulen von rothem Marmor. Unter den übrigen Altären zeichnet sich der della Scuola de' Merciaj, nach der Zeichnung des Alexander Vittoria verfertigte, und mit vier feinen marmornen Säulen umgebene Altar vorzüglich aus. Zwei sehr edle marmorne Bildsäulen des Propheten Daniels und der heiligen Catharina erhöhen seine Schönheit und den Ruhm des Künstlers. Zwei Säulen am Altare des heiligen Jacobus sind von alabasterartigem Marmor. Diese Kirche besitzt unter andern vielen und schönen Mahlereien ein sehr gutes Altarblatt von Cordella, einem Schüler und glüklichen Nachahmer des Gion Bellino, das die Madonna sitzend mit dem Kinde auf dem Schoosse vorstellet. In der Capelle del Santissimo ist ein Nachtmahl Christi von Paul Veronese und Gefangennehmung Christi im Garten von Palma.“ [2]
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Chiesa di San Zulian basieren auf dem Artikel Chiesa di San Zulian (Stand vom 11.05.2021) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [34 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Der Bericht über die Chiesa di San Zulian (S. Giuliano) in Venedig im Sestiere San Marco basiert auf den Erzählungen von Johann Christoph Maier - "Beschreibung von Venedig - Mit Grundrissen und Kupfern - Zweites Buch - Sestiere von San Marco, Seite 309 - 311" - erschienen im Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig, 1795, jetzt im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, Fundstelle Google Books, abgerufen zuletzt am 26. Mai 2022.