Chiesa Il Redentore
Venedig - Chiesa Il Redentore
Insel Giudecca
Geschichte
Die Kirche des Erlösers - Chiesa Il Redentore - befindet sich auf der Insel Giudecca in Venedig. Il Redentore ist gleichzeitig die Klosterkirche des angegliederten Kapuzinerklosters. In den Jahren 1575/1576 wütete in Venedig die Pest besonders schlimm, und hatte zwischenzeitlich schon mehr als 50 000 Opfer gefordert hatte. Man kam auf die Idee, mit einem Gelöbnis und einem Gelübde - den Neubau einer Kirche und den alljährlichen Besuch des Dogen - die Krankheit zu stoppen und die Epidemie zum abklingen zu bewegen. Im September 1576 verkündete der Doge Alvise Mocenigo in der Markusbasilika das feierliche Gelübde. Er gelobte, dem Allerheiligsten Erlöser eine Kirche zu weihen, mit dem Versprechen, an jedem Jahrestag des Erlöschens der Epidemie würden der Doge und seine Nachfolger einer neu zu erbauenden Kirche jedes Jahr einen feierlichen Besuch abstatten, zur immerwährenden Erinnerung an die erhaltene Gnade.
Standort
Das ist bis heute so geblieben, denn jedes Jahr wird am 3. Sonntag im Juli das Redentore-Fest gefeiert. Die Kirche gehört heute mit 15 weiteren Kirchen zur Vereinigung Chorus Venezia. Für die Errichtung des neuen Bauwerkes wurde ein Platz neben der kleinen Kirche der heiligen Maria der Engel (Santa Maria degli Angeli) und einer Kapuzinereinsiedelei (Kloster der Klarissen Capuccine SS. Trinity) gewählt, die fast in der Mitte der Insel Giudecca lag. Westlich der neu zu erbauenden Kirche befand sich zu der Zeit noch die Kirche San Giacomo, die im Zuge der Säkularisation geschlossen wurde. Der Gestaltung der neuen Kirche wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Es sollte ein Langhaus errichtet werden, um die große zu erwartende Anzahl der Gläubigen aufnehmen zu können.
Andrea Palladio
Venedig - Chiesa Il Redentore
Architekt Andrea Palladio (1508 - 1580) - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)
Der Kopf des Langhauses wurde gekreuzt von einem Querschiff, um die traditionelle Kreuzform zu bewahren, die ein Symbol der Erlösung während der Pestepidemie darstellte. Mit der Planung der Kirche wurde der große Architekt Andrea Palladio (1508 - 1580) betraut, der binnen kurzer Frist einen Bauplan vorlegte, der allgemeine Zustimmung fand. Für die Weihe des Grundsteins wurde der Tag der Auffindung des Heiligen Kreuzes gewählt (3. Mai 1577) und am 21. Juli 1577 - nachdem die Pest nunmehr für erloschen erklärt worden war - leitete der neue Doge Sebastian Venier, der Held der Schlacht von Lepanto, die erste Prozession zum Anlass des Gelöbnisses. Die Einweihung erfolgte am 27. September 1592 durch den Patriarchen Lorenzo Priuli.
Fassade
Die Fassade ist dreifach gegliedert: Die zwei schmalen und einfach gestalteten Seitenteile, die mit nach oben wiederholten Halbtympanen enden, dienen zur Vermittlung des Überganges zwischen der einfachen Fassade und der zweiten, perspektivisch gezeichneten Ebene, der die eindrucksvolle Kuppel und zwei kleine, zylinderförmige Glockentürme Bewegung und Schwung nach oben verleihen. Zur Kirche, welche über die am Kanal entlang laufenden Fondamenta erhöht ist, führt eine prunkvolle, aus fünfzehn Stufen bestehende Treppe, welche die Breite des Mittelteils der Fassade einnimmt, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet wurde.
Die Fassade ist mit dem Inneren der Kirche eng verbunden. Ihr fast quadratisches Mittelteil (Langhaus) nimmt das Kirchenschiff vorweg, während die um die Hälfte schmäleren Seitenteile den Raum andeuten, den die zwei Reihen der Seitenkapellen einnehmen. In der mittleren Interkolumnie, welche doppelt so breit ist wie die beiden seitlichen, öffnet sich das einzige Portal, das von zwei Halbsäulen gebildet wird, welche von einem Dreieckgiebel gekrönt werden. Die mit Bleiplatten erkleideten Türflügel wurden 1667 nach einem Entwurf von Zandomenico Gornizai ausgeführt.
Auf beiden Seiten befinden sich in einer Nische die Statuen des hl. Markus und des hl. Franziskus. Die Fassade wird von sechs weiteren Statuen geziert: Auf der Laterne der Kuppel der Erlöser von 1592 aus mit Blei verkleidetem Holz, das möglicherweise ein Werk von Gerolamo Campagna darstellt. Weiterhin im Mittelteil der Fassade der Glaube mit einem Engel an jeder Seite (1673), und ganz außen, auf den Ecken der unteren Halptympanen, der hl. Antonius von Padua und der hl. Lorenzo Giustiniani aus dem 18. Jahrhundert. Beim Eintritt in die Kirche ist man zuerst von den Lichtverhältnissen beeindruckt. Sie ist hell und freundlich und wirkt auf den ersten Blick fast schlicht. Direkt hinter dem Eingang befinden sich zwei große Weihwasserbecken, die von einer Bronzestatue gekrönt werden. Der Innenraum ist in drei Bereiche unterteilt: Das Kirchenschiff, das Presbyterium mit der Kuppel und dem Votivaltar und dem Chor für die Mönche.
...das Kircheninnere...
Venedig - Chiesa Il Redentore
Kircheninneres - Blick auf das Mittelschiff und die Apsis - Foto: Wikipedia - Autor: Alma Pater - Lizenz: s.u.
Die einzelnen Kapellen haben einen rechteckigen Grundriß und sind mit einem flachen Tonnengewölbe bedeckt, in dem sich kleine Thermenfenster befinden. Bei einem Rundgang durch die Kirche bewundert man von rechts in der ersten Kapelle ein Gemälde von Francesco Bassano - die Geburt Christi. Es handelt sich hier um den italienischen Maler und Künstler Francesco Bassano den Jüngeren, geboren 1549 in Bassano del Grappa, der mit richtigem Namen Francesco Giambattista da Ponte hieß. Er war der älteste Sohn von Jacopo Bassano (1510 - 1592) und arbeitete in der Werkstatt seines Vaters. Als Schüler und Mitarbeiter von Jacopo Bassano arbeitete er zu Beginn seiner Karriere an den Bildern seines Vaters mit. Sein erstes Werk, ein Wachtelwunder, wird auf das Jahr 1566 datiert. Francesco Bassano verstarb 1592 in Venedig, nur wenige Monate nach dem Tod seines Vaters.
Weitere Werke
In der zweiten Kapelle ist die Taufe Jesus des italienischen Malers Paolo Veronese, eigentlich Paolo Cagliari, geboren 1528 in Verona und gestorben am 19. April 1588 in Venedig, zu sehen und bei der dritten Kapelle die Geißelung des venezianischen Künstlers Tintoretto, eigentlich Jacopo Robusti, gen. Jacopo Tintoretto, geboren am 29. September 1518 in Venedig und gestorben am 31. Mai 1594 ebenda. Der Hauptaltar wurde nach einem Entwurf von P. Guiseppe da Vicenza um 1680 an der Stelle ausgeführt, an der bei der Einweihung ein anderer Altar gestanden hatte. In der angrenzenden Sakristei werden weitere Werke großer Künstler ausgestellt.
Fiesta del Redentore
Venedig - Chiesa Il Redentore
Insel Giudecca - ...links im Bild sieht man die Brücke, die am Festtag von Dorsoduro nach Giudecca führt...- Foto: Wikipedia (gemeinfrei)
Alljährlich jeden 3. Sonntag im Juli wird zum Gedenken an die Pestepedmie von 1576 die Fiesta del Redentore - das Fest des Erlösers - gefeiert. Dann zieht der Patriarch von Venedig in einer feierlichen Prozession mit vielen Geistlichen über eine Holzpontonbrücke zur Kirche des Erlösers. Am Abend vorher wird im Stil von Venedig gefeiert: auf dem Canale Giudecca fahren mit Lampen und Blumen geschückte Boote mit Musikbegleitung den Kanal auf und ab und es wird ein Feuerwerk präsentiert.
Öffnungszeiten:
Parrochia del S.S. Redentore
Giudecca 195 - 30133 Venezia (Italy)
E-Mail: parrochia.redentore@infinito.it
Gottesdienste:
an Werktagen: 18.30 Uhr;
an Sonn- und Feiertagen: 10.00 und 18.30 Uhr;
Vorabendmesse: 18.30 Uhr;
Besucherzeiten:
Juli/August Mo - Sa 10.00 - 17.00 Uhr
Sept. - Juni auch Sonntags von 13.00 - 17.00 Uhr.
Blick auf die Kirchen Redentore und San Giacomo von Canaletto (entstanden wahrscheinlich zwischen 1747 - 1755) - eingebettet über Commons Wikimedia.
Goethe - Besichtigung der Kirche Il Redentore
Venedig - Chiesa Il Redentore
Web Gallery of Art: - Gemälde Taufe Christi von Paolo Veronese (1528 - 1588 - etwa 1561 - Öl auf Leinwand) - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)
Johann Wolfgang Goethe während seines Aufenthalts in Venedig am Abend des 3. Oktober 1786:
(...)"Il Redentore. Ein schönes groses Werck von Palladio.
Die façade viel lobenswürdiger als die von St. Giorgio. Es sind diese Wercke in Kupfer gestochen, wir wollen darüber reden. Nur ein allgemeines Wort. Palladio war so von der Existenz der Alten durchdrungen und fühlte die Kleinheit und Enge seiner Zeit, in die er gekommen war, wie ein groser Mensch, der sich nicht hingeben, sondern das Ubrige soviel als möglich nach seinen edlen Begriffen umbilden will. So war er unzufrieden, wie ich aus gelinder Wendung seines Buch's schließe, daß man bey den Kristlichen[257] Kirchen auf der Form der alten Basiliken fortbaute, er suchte die seinigen der Form der alten Tempel zu nähern. Daher entstanden gewiße Unschicklichkeiten die mir bey St. Redentor sehr glücklich überwunden, bey St. Giorgio aber zu auffallend scheinen. Volkmann sagt etwas davon er trifft aber den Nagel nicht auf den Kopf.
Inwendig ist St. Redentor auch gang köstlich. es ist alles, auch die Zeichnung der Altäre von Palladio. Nur die Nischen die mit Statuen ausgefüllt werden sollten prangen mit ausholzausgeschnittnen Gemahlten Figuren.
Dem Hl. Franziskus zu Ehren hatten die PP. Capuciner einen Seiten Altar mächtig ausgeputzt. Man sah nichts vom Stein als die Corinthischen Kapitäle. Alles übrige schien mit einer Geschmackvollen, prächtigen Stickerey, nach art der Arabescken, überzogen und war das artigste was ich in der Art gesehen hatte. Besonders wunderte ich mich über die breite goldgestickte Rancken und Laubwerck. Ich ging näher und fand einen recht hübschen Betrug. Alles was ich für Gold gehalten hatte war breitgedrucktes Stroh, in schönen Desseins auf Papier geklebt und der Grund mit lebhaften Farben angestrichen, und das so manigfaltig und Artig, daß dieser Spas, der an Material keinen Thaler werth war, und den wahrscheinlich einige unter ihnen selbst umsonst ausgeführt haben, mehrere Tausend Thaler müßte gekostet haben wenn er hätte ächt sein sollen. Man kann es gelegentlich nachmachen. Einen Fehler im weißen und anstreichen der Kirchen bemercke ich hier, nur um zu gedencken."(...)
Quelle: Zeno.org - meine Bibliothek
Chorus Venezia
Chorus Venezia, oder vollständig Chorus - Associazione per la chiese del patriarcato di Venezia ist eine Organisation zur Pflege und Erhaltung von 16 Kirchen in Venedig. Die Vereinigung wurde erst 1998 gegründet. Um die Kirchen zu besichtigen wird ein Eintritt verlangt. Dieser kommt der Erhaltung der Kirchen zu Gute. Die Einwohner von Venedig haben freien Eintritt.
Zu den 16 Kirchen im Einzelnen gehören:
1. Chiesa di Santa Maria del Giglio in San Marco;
2. Chiesa di Santo Stefano in San Marco;
3. Chiesa di Santa Maria Formosa in Castello;
4. Chiesa di Santa Maria dei Miracoli in Cannaregio;
5. Chiesa di San Giovanni Elemosinario in San Polo;
6. Chiesa di San Polo in San Polo;
7. Basilica di Santa Maria Gloriosa dei Frari in San Polo;
8. Chiesa di San Giacomo dall’Orio in Santa Croce;
9. Chiesa di San Stae in Santa Croce;
10. Chiesa di Sant’Alvise in Cannaregio;
11. Chiesa della Madonna dell’Orto in Cannaregio;
12. Chiesa di San Pietro di Castello in Castello;
13. Chiesa del Santissimo Redentore in Giudecca;
14. Chiesa di Santa Maria del Rosario (Gesuati) in Dorsoduro;
15. Chiesa di San Sebastiano in Dorsoduro;
16. Chiesa di San Giobbe in Cannaregio;
Weitere Kirchen in Venedig:
- Kirche Christo Re (Insel Sant'Erasmo)
- Ex-Chiesa und Konvent Santa Teresa (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa Santa Lucia (Cannaregio)
- Ex-Chiesa San Basilio (Dorsoduro)
- Ex-Chiesa di Santa Maria della Carità (Dorsoduro)
- Oratorio dei Crucifero (Cannaregio)
- Chiesa di San Bonaventura (Cannaregio)
- Ex-Chiesa di San Leonardo (Cannaregio)
- Kirche Santa Caterina (Insel Mazzorbo)
- Kirche Santa Maria Valverde (Insel Mazzorbo)
- Chiesa di San Zan Degolà (Santa Croce)
- Ex-Kloster Santa Chiara (Santa Croce)
- Chiesa San Giovanni Evangelista (San Polo)
- Chiesa dei Catecumeni (Dorsoduro)
- Chiesa Santa Maria dei Derelitti (Castello)
- Ex-Konvent Santo Sepolcro (Castello)
- Ex-Chiesa San Paterniano (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Teodoro (San Marco)
- Ex-Chiesa Sant' Angelo degli Zoppi (San Marco)
- Kapelle Oratorio dell'Annunciata (San Marco)
- Ex-Chiesa di San Geminiano (San Marco)
- Ex-Chiesa San Basso (San Marco)
- Ex-Chiesa San Antonio di Castello (Castello)
- Chiesa Christo Re (Castello)
- Ex-Chiesa Santa Maria del Pianto (Castello)
- Kirchen auf der Insel Lido di Venezia
- Kirchen auf der Insel Pellestrina
Quellenangabe:
Die Fotodateien "Il Redentore - Kircheninneres - Blick auf das Mittelschiff und die Apsis - Autor: Alma Pater" - "Il Redentore Hochaltar - Autor: Andrewrabbott" werden unter den Bedingungen der Creative Commons "Attribution 2.0" „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.