Festungsanlagen

Venedig - Lido di Venezia

Fort San Nicolò - Teil einer ehemaligen Festungsanlage




Überblick

Venedig - Lido di Venezia

Brücke am alten Hafen von San Nicholò di Lido- auch ein Teil der ehemaligen miltärischen Anlagen des Fort San Nicholò di Lido



Auf dem Lido di Venezia gibt es mehrere Fortifikationen, die auf eine sehr lange Existenz auf dieser Insel zurückblicken können. Sie dienten militärischen Zwecken und waren zur Verteidigung der Insel und der Republik Venedig errichtet worden. Diese Bereiche auf der Insel sind besonders ausgeschildert und man kann von außen einen Blick auf die heute verlassenen Bauwerke werfen. Die Gebäude sind allerdings verschlossen und entziehen sich so einer weiteren Besichtigung. Es handelt sich hier u.a. um das Fort Ridotto del Lido in San Nicholò di Lido im Nordwesten der Insel unweit der Via dei Sanmichieli, um das Fort San Nicholò an der Straße Riviera San Nicholò, um das Fort Malamocco im antiken Ort Malamocco und um das Fort Alberoni, dass sich heute auf dem Gelände eines Golfplatzes befindet.



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Venedig - Lido di Venezia

Teil des Fort San Nicholò


All diese Orte waren früher militärisches Eigentum der Republik Venedig, befinden sich heute im Besitz des Staates oder sind, wie das Beispiel Fort Alberoni zeigt, teilweise Privateigentum. Auch auf den Nachbarinseln Mazzorbo (Ridotto Mazzorbo), auf Sant'Erasmo (Ridotto Sant'Erasmo Nuove und Torre de Massimiliano - ein ehemaliger Geschützturm), auf der Insel Lazzaretto Nuovo, auf Certosa (kleine Geschützstellungen) und auf der Insel Vignole das Fort Sant'Andrea befinden sich ähnliche Bauwerke. Mittels der aufgestellten Geschütze konnte feindlichen Schiffen die Einfahrt von der Adria in die Lagune verwehrt werden. Historischen Berichten zufolge entstand das Fort San Nicholò bereits im 12. Jahrhundert und hatte die Aufgabe, den Bereich von St. Nicolo del Lido zu verteidigen.


Fort San Nicholò

Venedig - Lido di Venezia

Fort San Nicholò


Das Fort San Nicholò wurde zuerst in der Form eines Turms zwischen 1401 und 1413 errichtet und erhielt im Volksmund die Bezeichnung "Castelvecchio" (Altes Schloss). Zwischen 1546 und 1574 wurde das gesamte Gebiet im nördlichen Bereich des Lido zwischen dem San Nicoleto Strand und der Lagune sowie dem hier befindlichen Hafen als große strategische und befestigte Fläche konzipiert. Es gab eine große Wehrmauer am Meer mit sechs Portalen und einem Graben. Teile dieser Mauer sind heute noch sichtbar. Die militärische Anlage bildete zusammen mit dem Fort St. Andrea auf der dem Lido gegenüberliegenden Insel Le Vignole ein komplexes, defensives System, das vom Architketen Michele Sanmicheli konzipiert wurde.


Michele Sanmicheli (1484 - 1559)

Kroatien - Stadt Zadar

Venezianisches Stadttor von Sanmicheli


Michele Sanmicheli wurde 1484 in Verona geboren. Er war ein venezianischer Architekt und Stadtplaner im Übergang der Renaissance zum Barock. Sanmicheli gehörte zu den größten Baumeistern seiner Zeit. Als unermüdlicher Arbeiter war er verantwortlich für die Gestaltung von Gebäuden, kirchlichen Bauwerken und er war in seiner Funktion als Festungsbaumeister sehr geschätzt. Für die Serenissima entwarf und baute er zahlreiche Befestigungsanlagen im gesamten venezianischen Reich. So arbeitete er u.a. nicht nur in Italien, wo man seine Werke in Venedig, Verona, Bergamo und Brescia finden kann, sondern auch in Dalmatien, Zadar (hier baute er das heute noch sehr gut erhaltene Stadtor), Sibenik, Kreta und auf der Insel Korfu. Er war wohl der einzige venezianische Architekt des 16. Jahrhunderts der die Möglichkeit hatte, griechische Architektur als eine mögliche Quelle der Inspiration für die Nutzung von dorischen Säulen ohne Sockel zu studieren. Auch die Festungsanlagen hier auf dem Lido und der Insel Vignole (Fort Sant'Andrea) sind von ihm entworfen und gebaut worden. Michele Sanmicheli verstarb im Jahre 1559 in seiner Heimatstadt Verona.


Venedig - Lido di Venezia

Aeroporto di Venezia-Lido „Giovanni Nicelli“


Später wurde das Fort San Nicholò und der gesamte Bereich der Festungsanlagen Änderungen unterworfen und den neuzeitlichen militärischen Strukturen angepasst. Zwischen 1591 - 1595 wurde hier das militärische Hauptquartier errichtet, später entstand hier die österreichische Zitadelle (1841-1854) und die Küstenbatterien Bragadin und Venier (1911 - 1912). Während des Ersten Weltkriegs entstand auf dem Gelände des Forts der Flugplatz Aeroporto di Venezia San Nicolò (später erhielt er den Namen Aeroporto di Venezia-Lido „Giovanni Nicelli“), der 1936 um eine längere Start- und Landebahn erweitert wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Mauern am Meer, die Venier Batterie und Teile der österreichischen Zitadelle abgerissen.


Fort Ridotto del Lido

Venedig - Lido di Venezia

Teil des Fort Ridotto del Lido


Historischen Berichten zufolge wurde der Ridotto del Lido von den österreichischen Militärs um etwa 1846 errichtet. Es handelt sich um eine Art von Fort innerhalb einer Festung und war die letzte Verteidigungslinie im Falle eines Angriffs. Die auch als St. Nicholòs Zitadelle bekannte österreichische Festung stellt die Entwicklung militärischer Befestigungen dar, die einst nur aus einem System von Wällen (im 16. Jahrhundert) bestanden bis hin zur stärksten Festung des 19. Jahrhunderts, deren Anpassungsfähigkeit dem besonderen venezianischen Umfeld (Lagune) Rechnung getragen wurde und das später von österreichischen Militär-Technikern überprüft und getestet wurde. Das Gebäude ist quadratisch, besitzt einen Innenhof, ist mit vielen Schießscharten ausgestattet und hat einen Umfang von 125 Metern. Im Zuge der Erweiterung (1936) des Nicelli Flughafens mit der Verlängerung der Start-und Landebahn wurden dem Meer zugewandte Teile abgerissen. Nebengebäude und Lagerräume dienten nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1946 vielen italienischen Familien, Flüchtlingen aus Istrien und Dalmatien als Wohnungen. Die Gebäude wurde bis 1974 bewohnt. Das im Besitz des Militärs befindliche Gelände ist nur von außen einsehbar und kann von innen nicht besichtigt werden.


Caserma Pepe

Venedig - Lido di Venezia

Caserma Pepe von außen


Auch dieses Gebäude - Caserma Pepe - ist ein militärisches Objekt und wurde zwischen 1591 und 1595 von der Republik Venedig gebaut. Es war Teil der Neudefinition des Fort S. Nicolò (Lido), das zusammen mit dem Fort S. Andrea (Castel Nuovo) als defensiver Komplex verwendet wurde. Das Gebäudeensemble wurde vom Architekten Michele Sanmicheli konzipiert. Die Anlage hatte die Aufgabe, den Hafeneingang von San Nicholò (Bocca di Porto) zu schützen. Das Hauptgbäude wurde neben dem alten Kloster San Nicholò errichtet und diente lange Zeit als Kaserne für Soldaten außerhalb des Stadtzentrums. Das Gebäude verfügt über einen rechteckigen zentralen Innenhof, der auf drei Seiten mit Bogengängen ausgestattet ist. Ein großer Brunnen, der aus istrischen Steinen errichtet wurde, befindet sich in der Mitte des Innenhofes. Über dem kleineren Eingang auf der Südseite wacht ein Markuslöwe. Ein eiserner Zaun in präziser Verarbeitung führt zum Hauptportal auf der nördlichen Seite, das von zwei dorischen Säulen definiert ist. Auch hier wacht ein Markuslöwe mit Gedenkinschrift über jeden Besucher.


Fort Malamocco

Venedig - Lido di Venezia

Fort Malamocco


Das Fort Malamocco (Forte Malamocco) befindet sich im gleichnamigen Ort im Süden des Lido di Venezia. Das Areal gehört größtenteils dem italienischen Staat, ein kleiner Bereich befindet sich im Privatbesitz. Die Festung wurde von den Österreichern zwischen 1830 und 1850 erbaut und gehörte zum Komplex eines defensiven Systems zwischen dem Meer und dem antiken Ort Malamocco. In der Mitte des militärischen Objekts befindet sich eine Festung, die von Mauern und Wällen im inneren entlang des Meeres und der Lagunenseite umgeben ist. Um die Anlage windet sich ein Kanal. Das Fort Malamocco wurde konzipiert, um Angriffen vom Land und Meer standzuhalten und es zu einem sicheren Landeplatz zur Truppenverstärkung im Falle dieser Notwendigkeit zu machen. In späteren Jahren wurde die Anlage vielen Änderungen und Modifikationen unterzogen. Die heutige urbane Morphologie (Bebauungsdichte) trägt noch das komplexe System der perimetrischen Gräben, aber die Wälle und kleinen Zitadellen in der Nähe der Lagune sind vollständig verschwunden.


Fort Alberoni

Venedig - Alberoni

Lido di Venezia - Tor im ehemalgen Fort Alberoni, dahinter befindet sich der Golfplatz - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)


Noch etwas weiter südlich von Malamocco auf dem Lido di Venezia befinden sich die Reste des Fort Alberoni (Forte Alberoni), auf dessen Gelände sich seit Beginn der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts ein Golfclub etabliert hat. Da hier eine weitere Durchfahrt zur Lagune und damit ins Centro Storico bestand, war man natürlich daran interessiert, auch dieses Gelände zu sichern. Bereits zur Mitte des 17. Jahrhunderts gab es Pläne, die Durchfahrt zum Hafen von Malamocco zu sichern. 1670 begann man mit der Errichtung eines zuerst kleineren Forts und dem Bau von zwei paralell laufenden Erdwällen entlang der Küste und auf der der Lagune zugewandten Seite. Diese militärische Anlage blieb dann bis zum Ende der Republik 1797 unverändert bestehen. Auf der anderen Seite der Durchfahrt, auf der Insel Pellestrina, baute man das Fort San Pietro in Volta. Nach dem Einmarsch der Franzosen kamen weitere Verbesserungsvorschläge aber erst ihre Nachfolger, die Österreicher, restaurierten und vergrößerten die Anlage.

Das nebenstehende Foto zeigt die Durchfahrt durch einen der Erdwälle des Forts. Am Rand des Golfplatzes existieren noch ein paar Gebäude, die aber leider dem Verfall preisgegeben sind.


Torre Telemetrica

Venedig - Lido di Venezia

Telemetrischer Turm an der Nordküste des Lido


Im Norden der Insel Lido di Venezia, südlich des ehemalgen Klosters San Nicholò steht ein sogenannter telemetrischer Turm. Es handelt sich um ein militärisches Gebäude und es wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg errichtet. Diese Türme gehörten seinerzeit zu den fortschrittlichsten militarisch-technischen Errungenschaften und waren hier vor Ort Teil der defensiven Verteidigung der Küste von Venedig. Die Aufgabe des telemetrischen Turmes hier am Ort war die Unterstützung der Küstenbatterien Venier und Bragadin. Um sie vor den Augen des Feindes zu tarnen, wurden diese Türme so gleichmäßig wie möglich in einem normalen Bereich errichtet. Der San Nicholò Turm gehört zu den wenigen telemetrischen Türmen auf dem Lido, die noch gut erhalten sind. Im Gegensatz dazu sind die meisten der Wehrtürme mit telemetrischem System an der Küste von Cavallino noch heute vorhanden. Der Turm befindet sich heute im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.


Fotos der Festungsanlagen