Insel Pellestrina

Venedig - Insel Pellestrina

Pfarrkirche Sant'Antonio




Überblick

Venedig - Insel Pellestrina

Fähranleger im Norden der Insel



Heute am Sonntag, den 15. Juni 2014, beschließe ich kurzfristig einen Ausflug zur Insel Pellestrina in der Adria zu machen. Das Wetter auf dem Lido ist heute nicht so gut, es ist trüb und die Sonne will einfach nicht herauskommen. Ein Bus der Linie 11 bringt mich zur Fährstelle hinter Alberoni. Hier steige ich um in einen anderen Bus, der auf die Fähre fährt und der mich später nach erreichen der Insel bis zur Mitte dieses Eilandes bringen soll. Von der Fähre aus ist der Malamoccokanal sehr gut zu beobachten, durch den riesige Schiffe aufs offene Meer gelangen. Auch die Baustelle für das MO.S.E.-Projekt in diesem Teil von Venedig ist von hier aus gut zu sehen. Hierbei handelt es sich um ein derzeit in Bau befindliches bewegliches Flutschutzwehrtor.





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Wasserturm


Drei von diesen Toren werden an den drei Öffnungen der Lagune von Venedig zum adriatischen Meer installiert und sollen das historische Zentrum Venedigs vor Hochwasser (Acqua Alta) schützen. Die Insel Pellestrina „kenne“ ich schon von der 10. Folge der Reihe "Commissario Brunetti - Das Gesetz der Lagune" nach einem Roman von Dona Leon. Die Insel befindet sich in der Adria und bildet zusammen mit der ähnlich langezogenen Insel Lido einen Teil des Abschlusses der Lagune von Venedig in Richtung offener See. Die Insel Pellestrina gehört zu Venedig und besitzt etwa 4500 Einwohner. Die Insel erstreckt sich südlich des Lido - von diesem durch den Malamoccokanal getrennt - in südlicher Richtung bis kurz vor Chioggia. Trotz der Länge von 10,5 Kilometer beträgt die Fläche der Insel nur 2 Quadratkilometer.


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Naturschutzgebiet Ca' Roman


Die Insel Pellestrina ist sehr schmal- an keiner Stelle ist sie breiter als etwas mehr als 100 Meter. Auf der Adriaseite verbindet die Strada Communale di Murazzi den Norden mit dem Süden der Insel. Der Hauptort heißt Pellestrina und der zweitgrößere Ort San Pietro in Volta. Dritter Ort ist der Krankenhauskomplex Santa Maria del Mare am nördlichen Ende. Im Süden von Pellestrina liegt bei einer kleinen Feriensiedlung Ca'Roman- das gleichnamige Naturschutzgebiet. Gegenüber vom Naturschutzgebiet Ca' Roman befindet sich die Insel Sottomarina und der quirlige Ort Chioggia mit eigenem Seehafen, der auch heute noch zu Venedig gehört. Sehenswert ist die zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute Kirche Sant'Antonio im gleichnamigen Ort und die aus dem Jahre 1718 stammende Votivkirche der Madonna dell'Apparizione mit achteckigem Grundriss und zwei kleinen, angedeuteten Türmen in Pellestrina.


Geschichte

Venedig - Insel Pellestrina

...venezianisches Verwaltungsgebäude...


Der Name der Insel Pellestrina leitet sich von der alten Bezeichnung Pristene (lat.: Portus Prestenae) ab. Erste Chroniken berichten von einem Überfall der Ungarn, die am 29. Juni 965 die Insel Pellestrina angriffen und am Platz der heutigen Kirche San Pietro in Volta besiegt wurden. Diese Kirche soll zur Erinnerung an den Sieg an dieser Stelle errichtet worden sein. Infolge der Feindseligkeiten zwischen Venedig und Chioggia blieben weder von den Bewohnern noch von den Häusern nennenswerte Teile unversehrt. Vier Familien - Busetto, Vianello, Zennari, Scarpa - gelang es, die Insel wieder bewohnbar zu machen, und nicht einmal die Pestepidemie von 1630 und zwei große Überschwemmungen konnten die neuen Bewohner vertreiben.


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Impressionen


Durch eine nicht immer freiwillige Ansiedlung versuchte man die Insel Pellestrina weiter zu beleben. Im Jahr 1944 wurde der Dampfer Giudecca vor seiner Küste von alliierten Flugzeugen versenkt. Die Bevölkerung beteiligte sich an der Rettung der Überlebenden und der Bergung der Leichen. Die ärmlichen Verhältnisse von früher und die immer wiederkehrenden Sturmfluten erlaubten den Inselbewohnern nicht, großartige Bauten zu hinterlassen, so dass es nur wenige Sehenswürdigkeiten gibt. Die Flutkatastrophe von 1966 richtete nicht nur in der Stadt Venedig Verheerungen großen Ausmaßes an, sondern auch die Insel Pellestrina schien damals dem Untergang geweiht zu sein [1].


Murazzi

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Murazzi


Eine Besonderheit auf der Insel Pellestrina wie auch auf dem Lido sind die allgegenwärtigen Murazzi, denn die Insel wird durch Wellenbrecher aus großen Steinen und einer begehbaren Mauer (murazzi) aus istrischen Marmorblöcken, die mittels Puzzolanzement zusammengehalten werden, vor der Wucht der Wellen geschützt. Die Höhe der Mauer beträgt bis zu 10 Meter, sie fällt zur Lagunenseite steil ab. Die Breite an der Basis beträgt ca. 14 Meter, die Länge 15 Kilometer. Die Arbeiten an den Murazzi wurden im April 1744 unter der Herrschaft des Dogen Pietro Grimani begonnen und dauerten bis 1781. Die Idee und die Pläne stammten von Padre Vincenzo Coronelli (1716), ausführender Architekt war Bernardo Zendrini.


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Murazzi - über die Mauer führt ein Weg die Küste entlang


Die Baukosten betrugen ungefähr 20 Millionen franchi. Eine Inschrift an der Mauer berichtet stolz: „Ansu romano, aere Veneto“ - mit römischer Kühnheit, auf Kosten Venedigs. Vor Errichtung der „murazzi“ war die Insel Pellestrina lediglich durch einfache Aufschüttungen aus Erde, Sand und Schotter zwischen Holzpfählen leidlich geschützt gewesen [1]. Diese Pfähle mussten alle 5 Jahre ausgewechselt werden, was zum einen hohe Kosten bescherte und zum anderen wegen der Holzknappheit Probleme verursachte. Da ich diese Mauer heute mal in Augenschein nehmen will, verlasse ich den Bus Nr. 11 der ACTV an der Haltestelle Via C. dei Murazzi und überquere die Straße, um über eine Treppe auf den Kamm der Mauer zu gelangen.


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Murazzi


Über diesen Teil der Mauer führt ein endloser Weg von Norden nach Süden, den Fußgänger und Radfahrer nutzen können. Unterhalb des Mauerkamms, eine Treppe führt hier hinunter, sind paralell zur Mauer riesige Steinplatten aus den istrischen Steinbrüchen verlegt worden. Zur Adriaseite hin schützten künstliche Klippen vor dem ersten Anprall der Wellen, bevor diese auf die Mauer stießen. In den Jahren 1825 und 1966 wurden die Bauwerke vom jeweiligen Rekordhochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Heute werden sie mit verstärkten Wellenbrechern geschützt. Von der Mauer gelangt man letztlich auch an den Strand, der heute am Tage unseres Besuchs wegen der starken Wellen nicht sehr gemütlich aussieht.


Hochwasser

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Blick von der Mauer zur Adriaküste


Eine Endlösung gegen das immer wieder auftretende Hochwasser von der Adria sind und waren die Murazzi nicht. Die im 18. Jahrhundert von der Republik Venedig fertiggestellten Murazzi mit ihren imposanten istrischen Steinen, zusammengefügt zu einem Steindamm, sollten die Lagunenufer vor Meereserosion schützen. Sie ersetzten die früheren Paladas, mit Steinen gefüllte Haufen, deren Dauer nur sehr kurz war. Am 4. November 1966 ereignete sich das höchste jemals in Venedig gemessene Hochwasser. Die Murazzi, eine gigantische Wand aus Steinblöcken, 12 Meter breit und 5 Meter über dem Meeresspiegel, hielten dem Angriff der Wellen nicht stand und wurde auseinandergerissen. Die Bewohner der Insel flohen mit Booten zum Lido. Am 12. November 2019 ereignet sich aufgrund starker Regenfälle und schlechten Wetters ein ähnlicher Fall wie im November 1966 mit Hochwasser und daraus resultierender Isolation vom Festland. Der italienische Präsident Giuseppe Conte begab sich zur moralischen Unterstützung der Bevölkerung auf die Insel Pellestrina.


Weitere Informationen:

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Kathedrale Ognissanti Am südlichen bewohnten Ende der Insel befindet sich die im 12. Jahrhundert erbaute erzpriesterliche Kirche Ognissanti (Allerheiligen), die im 14., 17. und in der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfa...

Weitere Informationen:

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Feste und Veranstaltungen



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...typisches Fischerboot...

Lagunenfischerei

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Fischerboot


Die Lagunenfischerei wird seit der Antike dokumentiert. In einem Brief mit dem Titel "De rebus maritimis" ist davon die Rede, dass "sich die Einwohner von ganz Venedig, Arme und Reiche, von Fisch ernährten". Die Bedeutung der Lagunenfischerei war so groß, dass die Republik Venedig mehrfach mit Gesetzen, Verordnungen, Aufrufen und Beendigungen eingriff, um sie zu regeln.

Ein Beispiel:

Am 8. Mai 1304 bestimmte der Verantwortliche für stabile Gewässer, dass der Fang von jungen Meeräschen erst am Sankt-Peters-Tag beginnen durfte. Unter den noch heute auf Pellestrina verbreiteten Fischereiarten gibt es die Kiemennetzfischerei mit Spannreusen und Fangkörben, die für die Sepiafischerei (Sepia officinalis) verwendet werden.


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Fischerboote


Weiterhin die sogenannte Chebe, die ähnlich wie die Fangkörbe, aber kleiner sind und in der Lagune für den Fang von Schlangenkopfgrundeln (Zosterisessor ophiooephalus) verwendet werden. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Lagunenfischerei stark, es wurden mehrere Miesmuschelzuchten angelegt (Mytilus galloprovincialis), in denen die Muscheln in "Seilen'' wachsen, die ihnen die Filtrierung ermöglichen, bis sie Handelsgröße erreichen. Derzeit führt die Ansiedlung einer neuen Muschelart, der sogenannten "philippinischen Muschel" (Tapes philippinarum) die die einheimische Art (Tapes decussatus) ersetzt hat, zu einer schrittweisen Aufgabe der traditionellen Fischereiformen, wie die Schleppfischerei mit kleinen Schleppnetzen ("tartane") und ("bragagne").


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Fischerhütte vor den Muschelbänken


Die Muschelfischerei erfolgte früher per Hand mit dem ostreghero und dem scassadiavolo, heute hingegen werden die Muscheln vor allem mit vibrierenden Harken gefischt, die eine Schwingungsbewegung und nicht den Wasserdruck nutzen, um den Meeresgrund zu durchkämmen. Die Muscheln, die im Gebiet von Pellestrina gezüchtet werden, haben eine große Bedeutung für die Liebhaber des italienischen Nationalgerichts „Spaghetti alle vongole“- das nicht nur in Venedig beliebt ist! Auf der der Lagune zugewandten Seite sieht man oft merkwürdige Gebilde inmitten des seichten Gewässers- es sind kleine Hütten auf Stelzen, in denen die Gerätschaften der Fischer untergebracht sind, weil es an Land auf der kleinen Insel diesen Platzbedarf einfach nicht gibt.


Naturreservat Ca' Roman

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Naturschutzgebiet Ca' Roman


Einer meiner Ausflüge auf die Insel Pellestrina führte mich auch zum Naturreservat Ca' Roman. Dieser Teil befindet sich im Süden der Insel und ist eine Naturoase. Das Naturreservat liegt am Ende der Insel Pellestrina, genauer gesagt direkt gegenüber der Insel Sottomarina, die bereits zu Chioggia gehört. Auf diesem Teil der Insel Pellestrina befindet sich eine kleine Feriensiedlung, die schon etwas in die Jahre gekommen ist. Im Internet ist zu lesen, dass die Siedlung einem neuen Bauprojekt mit 42 Luxusvillen weichen soll. Angeblich ist das Bauprojekt bereits von den Behörden genehmigt und dann....

Weitere Informationen zum Naturreservat Ca' Roman auf der Insel Pellestrina in Venedig finden Sie hier....!


Kirchen

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Chiesa Sant'Antonio


Entlang der schmalen Küste der venezianischen Insel Pellestrina befinden sich insgesamt fünf Kirchen und zwei Oratorien. Die Fassaden der Kirchen zeigen jeweils zur Lagunenseite, wo sich auch meistens eine Promenade befindet. Im Süden von Pellestrina befindet sich die größte Kirche der Insel- die Kirche Ognissanti (Chiesa arcipretale di Ognissanti a Pellestrina), auch als Dom von Pellestrina bekannt. Das Kirchengebäude besitzt eine schöne weiße, dreigeteilte Fassade....

Weitere Informationen zu den Kirchen auf der Insel Pellestrina in Venedig finden Sie hier....!


Quellennachweis:


1.: Die Geschichte der Insel Pellestrina basiert auf dem Artikel Pellestrina (Stand vom 25.07.2021) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz [34 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.


Fotos der Insel Pellestrina